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geahnten Folgen trafen rasch ein. Bisher hatte die Schifferschaft allein die Holzpreise
in dieser Gegend bestimmt. Wegen der jetzt leichteren Abfuhrmöglichkeit
beteiligten sich an den Versteigerungen auch die Sägmühlen von Bühlertal, Lauf,
Neusatz, Steinbach, Neuweier, Geroldsau sowie die Schreiner von Baden-Baden
und von Bühl. Dadurch war im Rahmen der freien Wirtschaft auch das alte,
alleinige Einkaufsrecht der Schiffer endgültig gebrochen. Heute gehen nur etwas
über 40 % des Herrenwieser Stamm- und Brennholzes, aber allerdings das gesamte
Faserholz über die Schiffer ins Murgtal.
Früher mußte der größte Teil des Bauholzes zu Brennholz zerkleinert oder
verkohlt werden. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte man
Bauholz in größerem Umfang fachgerecht aufbereiten. Die Zahl der verkaufsbereiten
Bauhölzer stieg rasch von jährlich 150 auf 1500 Stück und darüber, das
Nutzholzprozent von 11 auf 34 %.
Durch diese Vorgänge und weil der Holzbedarf allgemein im Ansteigen war,
wuchsen die Holzpreise. Andererseits verzeichnete die Schifferschaft doch steigende
Waldeinkünfte, da der Nutzholzanfall sich langsam, aber laufend erhöhte.
Das Ende der Flößerei
Obgleich schon viel Holz über Bahn und Straße lief, wurde die billigere
Flößerei von einzelnen Schiftern noch weiter betrieben, aber nicht von der
MSch als solcher. Wegen der Unfallhäufigkeit kam sie jedoch allmählich doch
zum Erliegen. 1876 fuhr das letzte Floß von der Einbindstelle Forbach aus
die Murg hinunter, obwohl erst ab Weisenbacher Brücke geflößt werden sollte.
Von Weisenbach wurde brav weiter geflößt, bis seit 1913 der Betrieb völlig
ruhte. Nach dem ersten Weltkrieg, als wieder Versuche gestartet werden sollten,
wobei die Kosten für die Instandsetzung der Floßstraße 105 000 Goldmark erfordert
hätten, untersagte 1923 das Arbeitsministerium die Flößerei einschließlich
der losen Trift. Eine andere Entwicklung benötigte jetzt das Murgwasser.
Das Schicksal der Sägmühlen
Auch im 19. Jahrhundert kam es nicht mehr zum Wiederaufbau abgegangener
Sägemühlen, wiewohl solche zuweilen beabsichtigt waren. An den Verhältnissen
der vorhandenen Mühlen änderte sich indessen nichts. Schifferschaftlich waren
noch die „Schleif-", die „Schillenmühle", die „Kasten-" und die „Sandmühle",
die „Hesselbach-", die „Dillers-" und die „Neuhilfurtmühle", die auf den Gemarkungen
Gernsbach (1), Hörden (3) und Ottenau (2) lagen. Die Rotenfelser
landesherrliche Mühle war beim Vergleich von 1753 unverliehen geblieben. Im
19. Jahrhundert kam sie in die Hände einer Schiffergruppe. Als einzige neue
wurde 1835 an der Schönmünz eine Mühle erstellt für die Teilhaber an den
schifferschaftlichen Schönmünzwäldern.
Das Holz aus dem Schifferwald blieb Eigentum der Teilhaber an einem
Hauptstamm oder über diesen an einem Nebenstamm. Ähnlich war es bei ersteigertem
Holz. Auf den Sägmühlen wurde also das Holz der einzelnen Schiffer
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