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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0062
war er nach seinen kaufmännischen Lehrjahren als Hutmacherlehrling in den
väterlichen Betrieb eingetreten. Im Krieg 1870/71 hatte er sich als Soldat eine
schwere Krankheit zugezogen. Nach dem frühen Tod des Vaters mußte er in noch
jugendlichem Alter mit seinem Bruder die Leitung des Betriebes übernehmen. Da
er sich für Fragen der Kommunalpolitik sehr interessierte, wurde er in den Bürgerausschuß
und bald darauf auch in den Kreisausschuß gewählt. In diesen Gremien
sammelte er Kenntnisse auf dem Gebiet der Verwaltung, die ihn zur Übernahme
des Bürgermeisteramts befähigten. Aber drei Tage vor der auf den 9. Dezember
festgesetzten Wahl lehnte er mit Rücksicht auf Geschäft und Familie ab. Die
Wahl verlief ergebnislos. Dies veranlaßte den Gemeinderat, die Bezüge des Bürgermeisters
zu erhöhen. Am 18. Dezember verkündete die Tageszeitung in einer
fettgedruckten Notiz: „Unser Mitbürger Herr Schweiß hat sich nun doch bereit
erklärt, die Wahl zum Bürgermeister anzunehmen." Von den 64 Stimmen, die am
22. Dezember abgegeben wurden, konnte er 63 auf sich vereinen.

Wie vor fünfzehn Jahren verkündeten Böllerschüsse das Ergebnis. Abordnungen
des Gemeinderats, des Bürgerausschusses und der Feuerwehr begleiteten den Gewählten
unter den Klängen der Musikkapelle auf das Rathaus. Abends versammelten
sich 700 Personen im Saal der Wirtschaft Armbruster zu einem Festbankett,
das ein „echtes Bürger- und Volksfest" wurde. Rechtsanwalt Burger erklärte in
seiner Festansprache, daß „die Bürger allen Grund hätten, sowohl nach dem Verhalten
der Wähler als auch nach der Person des Gewählten mit Freude in die
Gegenwart und mit Zuversicht und Hoffnung in die Zukunft zu blicken". Das
neue Stadtoberhaupt rief aus: „Ihr habt immer nach dem Schweiß-Gustav gerufen.
Jetzt habt Ihr ihn. Schaut, wie Ihr mit ihm auskommt." An den Landesfürsten
wurde ein Huldigungstelegramm geschickt.

Selbst ein Anhänger der nationalliberalen Partei, löste Bürgermeister Schweiß
sein gegebenes Wort ein, daß man auf dem Rathaus in ihm nicht den politischen
Parteimann finden werde. Aber nur wenige Jahre war es ihm vergönnt, die Geschicke
der Stadt zu lenken. Eine schleichende Krankheit schwächte seine Arbeitskraft
. Im Juli 1892 mußte er einen dreimonatigen Krankheitsurlaub nehmen, um
in St. Blasien Heilung zu suchen. Und am 27. Dezember desselben Jahres sah er
sich gezwungen, das Amt niederzulegen. Am 9. Januar 1893 starb er im Alter von
45 Jahren. Die Stadt Lahr sprach dem Offenburger Gemeinderat zum allzufrühen
Heimgang dieses „edlen Menschen, hervorragenden Industriellen und trefflichen
Bürgers" ihre Teilnahme aus.

Fritz Hermann (1893 — 1921)

Was der Gemeinderat schon nach dem Tod von Franz Volk erwogen hatte,
sollte nun verwirklicht werden. Offenburg sollte einen Berufsbürgermeister bekommen
. Man einigte sich auf Fritz Hermann. 1859 war er in Kehl als Sohn
des dortigen Apothekers geboren. Nach Beendigung des Rechtsstudiums war er in

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