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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0087
jetzt entschieden, daß die Spedition eines Postwagens in einem wohlgelegenem
Gasthause und durch den Wirt Selbsten, wann sonst die Fähigkeit zu einer
Caution hinlänglich seynd, am füglichsten geschehen könne."

Personalfragen spielten in der „guten, alten Zeit" bei einem Postmeister kaum
eine Rolle. Fiel z. B. ein Briefträger durch Krankheit aus, dann wurde eben die
Hausmagd losgeschickt oder seine Kinder. Und kam ein Postillion durch Räuber
und Banditen ums Leben, was bei der allgemeinen Unsicherheit auf den Straßen
nicht selten vorkam, dann fand sich sofort wieder ein beherzter Postknecht, der
es auf sich nahm, seine Haut zu Markte zu tragen.

Eine große Sorge jedoch bedeuteten für jeden Posthalter die Wagen und Pferde.
Nach einer Verordnung des Markgrafen Karl vom 1. Januar 1738, mußten sämtliche
Fahrzeuge mit Deichseln ausgerüstet sein, „denn das noch immer im Schwange
gehende hochschädliche Fahren mit der Gabel, Enz oder Pannen" war Ursache der
„furchtbaren Zerstörung der Landstraßen". Die Bevölkerung muß aber nur sehr
schwer von den Gabelwagen abzubringen gewesen sein. Nach der Wegeordnung
vom 20. Februar 1747 wurde das Fahren mit der Gabel noch öfters unter Strafe
gestellt.

Des Posthalters Augenmerk galt auch der Beladung der Fahrzeuge. Die höchste
Tragfähigkeit lag bei 50 bis 60 Zentnern. Verspätungen gingen ebenfalls auf seine
Kosten, ebenso die Beaufsichtigung der Postwagen beim Ein- und Ausladen und
die ordnungsgemäße Behandlung von Briefen und Paketen. Und damit die Wagen
auch pünktlich zum Posthof hinausfuhren, wurden Stundenzettel eingeführt, auf
denen dann der Posthalter Abgangs- und Ankunftszeiten einzutragen hatte. Damit
begann die Rationalisierung der Postabwicklung.

Daß die Elsaßroute billiger war als die Fahrt auf der rechtsrheinischen Bergstraße
, war für einen Offenburger Postmeister Kummer genug. So zahlte man im
Jahre 1721 von einem mit acht Pferden bespannten Güterwagen von Freiburg
nach Frankfurt allein an Wegzoll, Chaussee- und Brückengeld an insgesamt 39 Erhebungsstellen
37 Gulden 21 Kreuzer, 1765 mußte man dafür schon 58 Gulden
6 Kreuzer hinlegen. Durch das Elsaß aber kostete die Fahrt Basel - Frankfurt für
einen Wagen an Zoll, Chaussee- und Brückengelder nur 27 Gulden 28 Kreuzer8).

Die ersten Postwagen sahen fast derb aus. Der plumpe Holzkasten mit seinem
Lederdach lagerte fest auf den Achsen; er enthielt sechs Sitzplätze, je drei auf zwei
in Riemen und Schlaufen hängenden Bänken, vorne war der Sitz für den Postknecht
, hinten konnten Pakete und Felleisen aufbewahrt werden. So ein ungefüges
Monstrum kostete etwa 220 Gulden. Der Sattler benötigte dazu u. a. drei große
Ochsenhäute von je 25 Pfund, sechs geringere Häute von je 10 bis 15 Pfund und
16 Ellen Zwillich. Außerdem mußten Wagner und Schmied noch ihre Künste
beisteuern. Bequemere Postwagen, also solche, die in Federn hingen, kamen erst
50 Jahre später auf; wie unsere Abbildung eines Postomnibusses von 1840 zeigt,
war die Zweckmäßigkeit schon mit Formschönheit gepaart.

Packwagen hingegen hatten bei einer Belastung von 25 Zentnern meist nur drei

8) Nach Baer, Chronik über Straßenbau und -verkehr in Baden, Berlin 1878.

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