http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0092
Normalerweise schnürte nun unser Postmeister die eingelaufenen Briefschaften
nach den jeweiligen Kursstationen zu Briefpaketen zusammen, verschloß und versiegelte
sie und gab sie mit Paß- oder Stundenzetteln, auf denen die Briefe einzeln
verzeichnet waren, dem Postillion zur Beförderung. Dieser verwahrte sie, indem
er bis zu neun Briefpakete in ein Felleisen (verballhornt, vom französischen
valise = Koffer) steckte. Das „Velleis", welches einen Lederdeckel besaß, zwischen
dem sperrige Sachen eingefügt werden konnten, verknüpfte der Postillion mit
einem Lederriemen und verstaute es auf Pferd oder Wagen. Wenn dann noch der
Postmeister die Avisi, das waren die Begleitschreiben, auf denen sämtliche Briefpakete
mit dem zuständigen Bestimmungsort vermerkt waren, ausgeschrieben
hatte, dann schwang der Postillion seine Peitsche über die antrabenden Rosse,
stieß in sein Tutehorn und — ab gings wie bei der Post.
Doch kehren wir zurück in das Posthaus nach Offenburg, in dem bis 1719
v. Grimmelshausen den Pflichten und Aufgaben eines Postmeisters, so wie ich sie
nach den langatmigen Löfflerschen Ausführungen hier kurz skizzierte, nachging.
Die Nachfolger des Postmeisters v. Grimmelshausen
1719 war das Todesjahr des Postmeisters. Für dieses Jahr und für 1720 hatte Zell
neben dem Schaffhauser Postamt ein Postkonto beim Kehler Postverwalter Faber.
Später, um 1724, taucht in den Zeller Stadtrechnungen wiederum ein Offenburger
Postmeister auf, der jedoch nicht namentlich aufgeführt wird. Bis 1752 finden sich
dann in den Stadtrechnungen Jahr für Jahr lediglich die unpersönlichen Vermerke
„H. Postmeister Zue offenburg", „nacher Offenburg auf die Post geschickht" oder
„Post ambt Zue offenburg" etc. Erst mit dem Jahre 1753 wird ein „Post Meister
Franckh Zu Offenburg" erwähnt. Ihn treffen wir in den folgenden zehn Jahren
in den Rechnungsfolianten immer wieder an; 1760 hatte man ihn sogar zum „Post
Directori" befördert. Soweit die Zeller Archivalien. Nach 1763 fehlen Angaben
über Offenburger Postmeister oder Postdirektoren vollkommen.
1766 wird nach K. Löffler9) für Offenburg der Postverwalter Horadam genannt,
der vorher Official in Nürnberg, Erfurt, Duderstadt und drei Jahre bei der combi-
nierten Reichsexecutionsarmee Dienst tat, sowie Posthalter Wittib Reiffin, deren
Mann 1761 gestorben war. Das Posthaus in Offenburg befand sich damals in der
Wirtschaft „Zum Adler".
Von Grimmelshausen jedoch findet sich in der 600 Seiten starken Abhandlung
der Löfflerschen „Verkehrsgeschichte Badens" noch nicht die leichteste Spur, obwohl
er die Akten folgender Archive durchgesehen hatte: Generallandesarchiv
Karlsruhe, Thum- und Taxissches Zentralarchiv Regensburg, Fürstlich Fürsten-
bergisches Archiv Donaueschingen, Taxissches Archiv Innsbruck, die Stadtarchive
Konstanz und Freiburg.
Nicht unerwähnt sollen auch die Einträge der verschiedenen Geldeinzahlungsarten
in den Zeller Rechnungsprotokollen bleiben; das waren Post-, Ritt-, Brief-
Obcn: Badische Personenpostwagen, unten: Packwagen um 1840.
90
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0092