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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0096
rest der Stadt das nämliche traurige und schaudervolle Schicksal erfahren haben.
Wir wünschten uns in jener Lage zu befinden, unsere nun in äußerster Armut
darbende Bürger hinlänglich unterstützen zu können; allein durch diesen Abgang
sehen wir uns in die Nothwendigkeit versetzt, für unsere erarmte um einige
Beysteuer, so wir Euer Gnaden Großmuth anheimstellen, geziemendst zu bitten.
Einsweilen aber durch das uns bewiesene geneigteste Benehmen ganz durchdrungen
, erstatten wir den verbindlichsten Dank, empfehlen uns in das freundnachbarliche
Wohlwollen und haben die Ehre, mit der ausgeschiedensten Verehrung
stetshin zu seyn

Euer Gnaden

dienstergebendste:"

Bittschriften, welche alle in diesem Schema abgefaßt sind, gehen nunmehr an alle
Städte und Herrschaften ganz Schwabens und noch weit darüber hinaus.

Der Brand hatte sich vom Adler auf die westlich anschließenden Häuser der
Herren von Bender (heute Apotheke!), die „Sonne", das Kaufhaus des Joseph
Batti bis vor das Benefiziatenhaus (heute Sparkasse) ausgedehnt, wo bald danach
die Brauerei Bayer-Sohler mit der Wirtschaft zum „Badischen Hof" entstand.
Nach dem Volksglauben habe eine noch vorhandene Kreuzigungsgruppe in diesem
Hause hier dem rasenden Elemente Halt geboten. Ebenso waren die Häuser der
rückwärtigen Gasse, die bis dahin Goldschmiedgasse geheißen hatte, bis zum
Kinzigtor weggebrannt. Der Rat sagt gelegentlich, es sei fast der dritte Teil, ja
die Hälfte der Stadt, soweit sie innerhalb der Mauern lag, zerstört worden. In
einem Dankschreiben, das am 17. März an die Vereinsstädte Offenburg und Zell
ging, entschuldigt der Rat sich, daß die Schmiede die Feuerhaken und -leitern
wegen vieler Arbeit noch nicht hätten reparieren können. Dann heißt es: „Unsere
Stadt erlitt gewiß den empfindlichsten Schlag, und viele Familien wurden ein
Opfer; denn die meisten dieser darbenden synd außer Standt, aus eigenem Vermögen
ihre Wohnhäuser wieder zu erbauen; ja, nicht einmal die etwas bemittelten
befinden sich in jener Lage, dieses, ohne eine Schuldenlast sich aufzubürden, unternehmen
zu können. Da unser gemeines Weesen durch das abgebrandte Stadt-Kaufhaus
und Keller, worinnen sehr viele Weine vorräthig waren, ebenfalls den beträchtlichsten
Schaden erlitten, so ist es leicht zu erachten, daß dieses sowohl als
die übrige Bürger in Ansehung ihrer Vermögensumstände eine hinlängliche Beysteuer
zu thuen unvermögend seyen."

Der Stadtschreiber hatte gewiß viele Arbeit, bis er an all die kleinen Reichsstädte,
Fürsten und Klöster seine rührseligen Bettelbriefe geschickt hatte. Es war ja das
Zeitalter der „Empfindsamkeit", in dem auch die Stadtschreiber gerne von einer
„thränenseligen Stimmung" ergriffen wurden. Von diesem Tone sind auch fast
alle Antwortschreiben beherrscht. Doch die beigefügten Gaben entsprachen nicht
in allweg jener Rührseligkeit, der die Tinte Ausdruck gab.

Weitaus die größte Gabe kam schon 14 Tage nach dem Brande vom Kloster
St. Blasien auf dem Schwarzwalde; von dort sandte der große Abt Martin

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