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Baron von Neveu (der in der Kreuz-Kirche beigesetzte Stadtpfarrer und nachmalige
Basler Bischof!), dessen Herr Bruder, der Stammherr, Herr Baron
v. Plittersdorf, Herr Baron v. Ried und Herr Rath v. Winkler haben zu obiger
Summe beigetragen." Im Herbste schenkte der Offenburger Hofrat v. Wengert
den Gengenbachern noch 4 Ohm Wein, wie auch der Gengenbacher Vertreter
v. Hofmann beim Reichskammergericht in Wetzlar von sich aus 10 fl. schenkte.
Erst im folgenden Jahre meldete sich auch Frankfurt und erklärte seine Hilfsbereitschaft
. Am 22. April 1790 teilte der Bürgermeister und Rat von Frankfurt
nach Gengenbach mit, daß man am 1. Juni für die Gengenbacher Brandgeschädigten
in Frankfurt eine Hauskollekte veranstalten wolle. Der Rat möge
jemanden schicken, der den „Umgang" begleiten und die Kollekte in Empfang
nehmen solle. Der Gengenbacher Rat begnügte sich aber, das Frankfurter „Handelshaus
Gottfried Schubart und Rittershausen" mit der Empfangnahme der Kollekte
zu betrauen; es gingen 352 fl. 57 Kr. ein. Im allgemeinen erfolgte die Aushändigung
dieser Kollektengelder durch „die fahrende Post". Das Regensburger Ergebnis
mit 72 fl. blieb gleich dort und diente zur Bezahlung des Gesandten, den
die Stadt beim Reichstag mitunterhielt.
Ganz ablehnend verhielten sich die Städte Wolfach, Buchhorn (Friedrichshafen)
und Köln. Die letztere Stadt ließ erklären, sie müsse den näher liegenden Brandgeschädigten
helfen. Buchhorn erklärte, es sei vor zwei Jahren in einer ähnlichen
Lage gewesen, hätte aber von Gengenbach auch nichts erhalten. Ein noch besseres
Gedächtnis hatte das nahe Wolfach. Wohl waren sie mit ihren Feuergeräten den
Gengenbachern zu Hilfe gekommen; das hätte ihrer Kasse allein eine Ausgabe
von 50 fl. verursacht. (Nach der Überlieferung waren diese Kosten besonders
durch den großen Durst der Wolfacher Löschmannschaft verursacht worden.)
Dazu bestimmte der „bei der dortigen Bürgerschaft fürwaltende Vorwurf, daß
von Gengenbach im Jahre 1762 nur 30 fl. Brandsteuer für 31 verunglückte Bürger
abgegeben worden seien, den Wolfacher Gemeinderat dazu, nunmehr den Gengenbachern
überhaupt nichts zu geben. Dagegen wollen sie die „Feuerkibel" wieder
haben, welche sie in Gengenbach angeblich verloren hatten.
Allerlei Gründe führen solche Städte an, welche sich zwar nicht ganz versagen,
aber nur eine kleine Gabe von einigen Louis d'or oder Carlins schicken. Eßlingen
entschuldigt sich mit großen Kosten, welche die Überschwemmungen des Neckars
verursacht hätten; das war allerdings das gemeinsame Schicksal aller Städte,
auch Gengenbachs, welche an noch nicht korrigierten Flüssen wohnten; auch
Kempten führt dieselbe Entschuldigung an. Dazu seien „von einem gleich wüthen-
den Brand vor mehreren Jahren über 40 Häuser zu Grunde gerichtet worden"
Schließlich habe die „Hauptreparation ihrer dem Einstürze nahe gewesten Kirche
über 40 000 fl. gekostet". Kempten schickt deshalb nur 44 fl. Auch Kaufbeuren weiß
zu sagen, daß es zuletzt „zweymal mit dergleichen Unglück betroffen worden,
worunter die kaum vorher mit ziemlichen Kosten verbesserte Pfarrwohnung begriffen
war".
Von Klöstern, an welche der Rat sich ferner um Hilfe gewandt hatte, liegen
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