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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0102
Unerbittlich verbot der Stadtrat, daß wieder hohe Fachwerkbauten entstanden;
die Erfahrung hatte hier wie anderwärts gelehrt, wie gefährlich diese hohen, nahe
beieinander stehenden Fachwerkhäuser bei einem Großbrand waren; der Engelwirt
hatte seinen Bau bereits wieder mit einem hohen Holzgiebel aufgeschlagen; er
mußte ihn wieder abreißen lassen. Zwischen den aneinander gebauten Häusern
mußten starke Brandmauern einen gewissen Feuerschutz geben.

Die neue Bauweise mit den großen, zurückflutenden Dächern und ihren Ochsenaugen
, wie sie jetzt unter französischem Einfluß entstanden, erforderten aber in
kurzer Frist so viele Backsteine und Ziegel, daß die Stadtziegelei, welche sonst das
Monopol hatte, das Bedürfnis nicht allein befriedigen konnte. Zwar arbeitete auch
sie mit Hochbetrieb; der Ziegelmeister konnte am Ende des Jahres aus ihr allein
einen Betriebsüberschuß von 1110 fl. an die Stadtkasse abliefern, welche dieser in
ihrer Not auch wieder eine gewisse Erleichterung brachten. Weitere 16 000 Ziegel
lieferte der Stadt der Ziegler Mathias Huber von Elgersweier; aber auch das
genügte nicht. Der Stadtrat wandte sich deshalb nach St. Blasien, wo angeblich
immer Italiener als Feldziegler tätig waren; doch St. Blasien mußte antworten,
daß die Italiener jetzt aus der dortigen Gegend verschwunden seien; der Stadtrat
bekam schließlich zwei andere Feldziegler, die dann einige Zeit mit zwei Gesellen
hier arbeiteten. Sie betrieben aber das Geschäft nur als Angestellte der Stadt und
erhielten dafür ihren Taglohn.

Das wichtigste, stadteigene Gebäude, das unter dem Brande schwer gelitten
hatte, war das Kaufhaus. Uber dem Eingang steht zwar noch immer die
Jahreszahl 1696; der städtische Werkmeister Samuel Johann, der Erbauer der
alten Kanzlei (jetzt Haus Pfaff), der Brückenkapelle und der Einfassung des
Marktbrunnens, hatte es damals nach dem Franzosenbrande von 1689 wiederaufgebaut
; die plastischen Teile stammen wohl von dem damaligen Zwölfer und
„Bildschnitzer" Philipp Winterhalter, der einstens von Kirchzarten gekommen
war. Sicher gehen auf diesen Bildhauer noch zurück die Kreuzigungsgruppe rechts
vom Friedhofeingang sowie die sieben Kreuzwegstationen am alten Aufgang
zum Bergle. Die Urenkelin Johanna des Samuel Johann war mit Viktor Kretz
verheiratet, der unter Oberleitung des Straßburger Meisters Salins das neue
Rathaus gebaut hatte. Doch Kretz war schon 1786 gestorben; seine Witwe, eben
die Urenkelin des einstigen Erbauers des Kaufhauses, führte aber das Maurergeschäft
ihres Mannes weiter; nunmehr wurde ihr die Aufgabe zuteil, das Werk
ihres Urgroßvaters wieder aufzubauen. Neben ihr war als Maurer noch tätig
Christian Bargör. Er war vermutlich ein Nachkomme des Johann Bargör, dem
wir 60 Jahre früher als Bildhauer der badischen Markgräfin Augusta Sibylle in
Ettlingen und Rastatt begegnen (vgl. meinen Aufsatz im Band „Karlsruhe" der
Bad. Heimat, S. 227). Der „Balier Johann Bader von Lahr" liefert besonders
Steine und erhält dafür nach und nach 133 fl. Auch 200 Jahre früher, als der
Marktbrunnen aufgestellt und das Nickeltor erneuert wurden, kamen die Steine
samt dem Steinhauer aus Lahr und seiner Umgebung; jetzt hatte aber auch die
„Frau Kretzin" einen Teil der Steinhauerarbeiten übernommen.

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