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Burgbereich von dem überragenden Berg durch einen heute noch gut erkennbaren,
künstlichen Halsgraben abgesetzt. Zwischen dem Bergfried und der Außenmauer
beim Halsgraben waren anscheinend zwei kleine, durch Mauern vom inneren Burgbereich
geschiedene Vorhöfe, wohl der Vorhof von 1466.
Auf der Gegenseite des Halsgrabens war hier der genannte Schutzrain, wie ein
kaum anders zu deutender Mauerzug auf der Bergseite zu bestätigen scheint. Er
zieht sich dem Halsgraben entlang etwa 5 m weit und hat eine rechtwinklig dazu
bergwärts stehende Quermauer, wo vermutlich der Raum für den Torwart gewesen
ist, denn hier zweigt vom Halsgraben das letzte Zugangsstück zum Burgeingang
ab. Der Halsgraben war von beiden Seiten her zugänglich für Reit- und Saum-
(Last)tiere, vielleicht auch für schmale Wagen. Diese Zufahrten konnten vom
Bergfried aus bequem überwacht werden.
Die Hauptschwierigkeit bot, wie bei jedem Bergschloß, die Wasserversorgung.
Um diese Not zu beheben, ließ der Graf gleich zu Beginn des großen Bauwesens
(1453) eine Deichelleitung von einer Quelle im Dietersbach zur Burg führen.
Eine große Burg brauchte einen weit ins Land schauenden, steinernen Wächter,
einen hohen Turm. Dem Burgenbau des 15. Jahrhunderts entsprach es durchaus,
einen Rundbau zu erstellen, der aber sonst in der gleichen altertümlichen Bauart
wie die übrigen Werke aufgeführt und nach Spiser 1477 vollendet wurde. Mit
seinen 3 m dicken Mauern ist er ein Werk, das wie für die Ewigkeit errichtet
erscheint. Seine jetzige Höhe beträgt noch 14 m. In seiner ursprünglichen Gestalt
war er aber noch um die Wächterstube höher, wo die Mauern, um genügend Raum
zu bekommen, naturgemäß weit dünner sein mußten. Mit einem rundzelt-
förmigen Helm wurde der Turm abgeschlossen. Sein kreisrunder Grundriß hat
einen Durchmesser von 9 m, von denen nach Abzug der Mauerdicke innen noch
ein lichter Raum von nur 3 m übrigbleibt.
Die ehemalige Eingangstür liegt in 6,50 m Höhe über dem Erdboden. Sie ist
2 m hoch und hat einen einfachen Spitzbogen, dessen äußere Einfassung mit
unregelmäßig großen, einfach zugehauenen Buckelquadern aus Sandstein verkleidet
und gefestigt ist. Unter der Tür ist von den zwei Konsolen eine noch vollständig
vorhanden. Darauf war ein hölzerner Podest, zu dem entweder eine Holztreppe
oder eine Leiter hinaufführte. Dies zeigt, daß der Turm auch als letzte Zuflucht
der Verteidiger bei einer Belagerung gedacht war.
Im unteren Turmgeschoß befand sich das Burggefängnis, das vielgenannte und
vielbenützte Verlies. Zahlreiche Urfehdebriefe (= Urkunden, die eidlich den
Verzicht auf Vergeltungsmaßnahmen erklären) von hier Inhaftierten sind noch
erhalten. Der Innenraum im mittleren Teil des Turmes eignete sich nur zu einem
Treppenaufgang, der zum obersten Geschoß, zu der nicht mehr vorhandenen
Wächterstube, emporführte.
Dieser Bergfried erhob sich auf einer felsigen Bodenerhöhung im südlichen Teil
der Burganlage, etwa 5 m von der Umfassungsmauer entfernt, und deckte als
Hauptbollwerk den Eingang zur Burg und die ganze Angriffsseite, die gefähr-
detsten Stellen der Festung.
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