http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0129
wie sie an der flachen Decke des sog. Rittersaales begonnen wurden. (Dieser
große Saal, mit etwa 20 Meter Länge, der wie die Kapelle im zweiten Stock eine
Galerie hatte, blieb auch unvollendet und wurde leider 1934 zu Büroräumen der
NS-Partei verbaut. Er hätte bei einer Vollendung einen prächtigen Festsaal gegeben
!)
Der Traum einer endgültigen Fürstenresidenz war mit dem Jahr 1681 für
Wolfach vorbei. Und die „Hofkapelle zu unsrer lieben Frawen der Trurigen",
wie dieses Gotteshaus auch hieß, wurde zur Volkskirche, zur Wallfahrtsstätte des
Volkes aus der Stadt und ihrer Umgebung. Das Fürstliche Haus hatte sie wohl
als Eigentümerin, wie ihm auch das Schloß gehörte, aber eine besondere Pflege
ließ man ihr nimmer zukommen. Aber das Volk hatte sein altvertrautes Heiligtum
weiterhin und vielleicht gerade, weil es keine Hofkapelle mehr war, in seiner
Liebe und Gunst. Und alle die Maler, die Wolfach im 17., 18. und 19. Jahrhundert
hatte, gaben diesem Marienheiligtum Proben ihrer Kunst. Dankbare Wallfahrer
und Beter stifteten ungezählte Votivbilder und Votivgeschenke aus Silber und
Wachs. Diese Bilder schmückten die Wände der Kapelle, besonders deren Rückwand
über einem interessanten Gestühl, das wohl ursprünglich den Herrschaftssitz
bilden sollte, aber nun von Bürgerinnen in Anspruch genommen ward.
Die Votivbilder, deren noch über 50 vorhanden sind, meist in volkstümlich
einfacher und derber Weise gemalt, haben ihre besondere Bedeutung für die
Trachtenforschung, da sie den Übergang von städtischer zu bäuerlicher Tracht im
18. und 19. Jahrhundert zeigen.
Von den Malern, die mit ihrer Kunst die Kapelle zierten, sind besonders die
Schloßkapelle Wolfach, Antependium-Bild des Hochaltars, 1788 gemalt als erstes bekanntes, signiertes Werk
des 14jährigen Johann Baptist Seele, des späteren württembergischen Hofmalers und Stuttgarter Galeriedirektors
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