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Art. Auch eine Wasserleitung in die Sakristei war erforderlich. Für die Sakristei
wurde dann ein schöner Keramikbrunnen gestiftet. Eine Orgel konnte günstig
erworben werden. Orgelbaumeister Franz Winterhalter in Oberharmersbach gab
ihr ein hübsches Aussehen, da kein alter Barockprospekt vorhanden war. Ein
neues Gestühl in schlichter Form wurde aus einheimischem Eichenholz gefertigt.
Besonders wichtig war die Erneuerung des alten Hochaltars, der seinerzeit
beim Ausräumen der Kapelle in aller Eile abgebrochen werden mußte und, in seine
Teile zerlegt, im Kirchenkeller untergebracht wurde. Dies bekam ihm dann allerdings
sehr schlecht. Mehrere Hochwasser füllten den Keller; Feuchtigkeit, die
nimmer zum Trocknen kam, half mit, daß der größte Teil des Holzwerks aus dem
Leim ging. Die Furnierung löste sich ab, Ornamente fielen weg, ganze Säulenkapitelle
gingen auseinander, und die damalige Mesnerfamilie verbrachte die losgelösten
Teile gleich in den Ofen der Kirchenheizung. Zehn Jahre lagen so die
Altarteile im feuchten Keller, bis man einen Hoffnungsstrahl auf baldige Erneuerung
der Kapelle zu sehen glaubte, der allerdings trügerisch war.
Da brachte man dann so gegen 1953 die Teile heraus und gab sie zwecks
Wiederherstellung dem Restaurator Fidelis Marmon nach Sigmaringen mit, ohne
ihm zwar sagen zu können, bis zu welcher Frist man den erneuerten Altar wieder
haben müßte. So vergingen wieder zehn Jahre, während denen die Altarteile in
Marmons Lager aufgehoben wurden. Endlich war es aber so weit, daß nach verschiedenen
Rücksprachen die Erneuerung vonstatten gehen konnte. Und man darf
es zur Ehre von Herrn Marmon wirklich sagen, er hat den Altar wundervoll
wiederhergestellt. Prächtig nimmt er sich aus mit seinen neun Metern in der Höhe,
schwarz, wuchtig, dagegen vornehm abstechend die Ornamente des Knorpelstils,
dem er angehört, die Schnörkel und Kapitelle in Rotgold und Elfenbeinweiß. Es
mußte vieles ergänzt werden, denn vieles fehlte! Zum Glück konnte ich noch
ein altes Foto ausfindig machen, das den Zustand der Kapelle und des Altars
kurz vor der Entweihung zeigte. Man hat den Altar aber auch stilistisch verbessert
. Die beiden Retabel-Bilder, die Joseph Moser im letzten Jahrhundert
dafür malte und die sowohl künstlerisch nicht zum Besten zählten unter Mosers
Werken (große Bilder lagen ihm ohnehin nicht, seine Stärke sind Porträtbilder
), wie sie auch thematisch nicht paßten, ließ man weg. Ins obere, ovale Feld
brachte ich eine schöne Holzplastik „Gottvater" und eine Heiliggeisttaube, die
beide früher am Chorbogen der Stadtkirche waren, und statt dem unteren, großen
Bild, das die Verspottung Christi darstellte, schlug ich vor, das eigentliche Gnadenbild
aufzustellen und den Raum um die etwas zu kleine Statue durch Vorhangdraperien
zu einer wirkungsvollen und festlichen Nische zu gestalten. Nach verschiedenen
Versuchen einigte man sich für mattblaue Farbtöne dieser Draperien
und erzielte damit im Zusammenklang mit dem Schwarz, Elfenbein und Rotgold
des Altars eine vornehm-festliche Wirkung, wie sie so recht dem Charakter einer
Schloßkapelle entspricht, während die Kapelle früher einen ländlichen Eindruck
machte, was auch Wingenroth feststellte. Das Gnadenbild, das aus dem 14. Jahrhundert
stammt, aber später verschiedentlich überarbeitet wurde, ward von Marmon
wieder in der ursprünglichen Fassung hergerichtet.
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