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In Nyon bewarb sich Eberhard um eine Lehrerstelle an dem Erziehungsinstitut,
dessen Leiter ein Snell war. Wie sich Hebel des Bruders seiner Freundin mit
Vorsicht und Klugheit bei der Bewerbung um diese Lehrerstelle annahm, davon
zeugt eine Stelle aus dem Brief 96 an Gustave vom Anfang August 1803:,, Sie fragen
mich, ob H. Snell wegen E(berhard) selber an mich geschrieben habe. Das hat er
nicht, sondern ein ehemaliger Schüler von mir Namens Peterson, der dort als Lehrer
steht, erkundigte sich bey mir. Ich schrieb ihm, daß H. Snell die früheren Ver-
irrungen des Jünglings nicht werde von mir zu wissen verlangen, und meldete ihm
besonders von dem Aufenthalt des E. in Obersteinach, was ich mit Freundschaft
und Gewissen gutes melden konnte. Daß er noch in Nyon ist, werden Sie wissen.
Selber hat er nicht an mich geschrieben. Aber Nüßlin (aus dem Freundschaftskreise
Hebels und ehemal. Schüler des Pädagogiums Lörrach 1794—1797) schrieb mir
diese Woche von Genf aus, daß er bisweilen mit ihm und Peterson zusammenkomme
. Sehen Sie, wie mich der Zufall in der Bekanntschaft mit seinem Schicksal
erhält, auch wenn ichs nicht suche. Ich hoffe, daß der Umgang mit diesen
2 wackeren Jünglingen einen guten Einfluß auf ihn haben werde, und sehe es
schon als gutes Zeichen an, daß er in Nyon ist."
Immer wieder begegnen wir der Sorge um das Gebaren und für die Zukunft
Eberhards. Doch die Lehrerstelle an dem Snellschen Institut wurde ihm anvertraut
.
Anscheinend saßen Eberhard die Kreuzer und Gulden sehr locker in der Tasche;
wenigstens will man dies aus dem Briefe 115 an Gustave vom Mai-Juni 1804
herauslesen, wo Hebel folgendes berichtet: „E. hat mir kürzlich geschrieben und
gerühmt, wie gut er stehe. Ich habe ihm einen seiner Creditoren empfohlen, dem
er noch schuldig ist. Der arme Mann, der sich seiner in den letzten Wochen seines
Hierseins (freilich nur zum Verdruß) noch angenommen hat, kämpft mit Kummer
und Mangel und sollte sich durch Heiterkeit und gute Nahrung von einer
schweren Krankheit erholen."
Am 12. Oktober 1806 verheiratete sich Eberhard Fecht in Nyon mit Justine
Johanna Alary, Tochter eines Eisenwerkbesitzers. Doch nach dem Tod seines
Schwiegervaters 1810 verließ er mit seiner Familie die Schweiz und kehrte in die
Heimat nach Weil zurück, wo sein Schwager Günttert Pfarrer war. Noch im selben
Jahre bestand er das theologische Examen und wurde im April 1811 Pfarrverweser
in Vogelbach.
Wenden wir uns nun einer anderen Persönlichkeit aus Hebels Freundeskreis zu,
die dann späterhin in Kork eine ganz besondere Aufgabe zu erfüllen hatte; es
war dies der Dekan Gottlieb Bernhard Fecht (siehe „Ortenau" 1962). Erstmals
begegnen wir ihm in Hebels Brief 166 an Hitzig, Anfang März 1806. Mit seinem
Freunde Hitzig, zuletzt Pfarrer und Dekan in Auggen, hatte Hebel einen sehr
regen Briefwechsel. In dem Briefe 166, Anfang März 1806, erging sich Hebel über
seine eigene Schreibweise und führte aus: „Endlich, und das mein ich eigentlich,
was schadets, wenn ich die Orthographie zu einer Heterographie (Neuerung in der
Rechtschreibung) mache, indem ich sie näher ans Hochdeutsche bringe, und da-
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