http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0194
4 Stunden von Cork, 5 Stunden von Rastadt, war ich noch nie obgleich ein guter
Freund vom Eigenthümer." Damit deutet er an, welch maßgebender Begriff für
ihn, aber auch für Gustave das Dorf geworden war.
In einem weiteren Briefe 349 an Gustave allein vom 21. Juni 1812 schreibt er:
„Ich weiß nun nicht, was ich in den Ferien anfange. Ich werde mich in Baden,
Kork, Straßburg theilen." Doch unterm 20. Juli 1812 widerruft er diese Absicht:
„Nach Kork und Straßburg komme ich nicht", weil er nach Frankfurt zu reisen
hatte und anschließend nach Riedlingen wollte. Doch am 7. August 1812 berichtete
er seiner Freundin von seiner Abreise von Baden in launiger Hebelscher Weise:
„Baden erlitt selbigen Tag einen harten Stoß. Der König von Baiern und ich
giengen am nämlichen Tag fort. Doch ist 's jetzt wieder so voll als iemals. Nun
denken Sie, ich sei doch noch nach Kork gegangen. Nein, heim bin ich wieder."
Im Verlaufe dieses Briefes gibt Hebel eine hoffnungsvolle Bemerkung über Eberhard
, die er aber selbst mit Vorbehalt hinnimmt: „Fecht hat mir seine Freude
bezeugt, daß E(berhard) ein so solider Mann geworden sey. Ich antwortete Ihm,
daß er mir auch gefalle, und gute Hoffnung gebe, doch wundere es mich, daß er
ihm in den ersten 14 Tagen schon traue, er werde oft guten Rath und eines Freundes
Hand bedürfen, die ihn am Ermel zupfe. Ich werde es nicht unterlassen, ihn
von Zeit zu Zeit zu bitten, doch wäre es gar nicht nötig. Sie kennen diesen Mann
nicht ganz, wie solid, wie klug, wie aufmerksam auf seine Diöcesanen und wie
geschickt er ist, sie zu leiten. An seinem Vetter wird er alles in doppeltem Maße
thun." Nach den vorausgegangenen Anhaltspunkten dürfte es sich nicht um ein
persönliches Gespräch gehandelt haben, sondern nur um briefliche Verbindung.
Höchst wertvoll ist für uns die damit zutage getretene Charakterisierung des
Dekanes, die wir in dessen Leben durchaus bestätigt finden.
Der Briefumschlag, der den obigen Brief enthielt, brachte zugleich noch einen
weitern vom selbigen Tag, da nach Erledigung des ersten Briefes ein solcher von
Gustave von Kork aus eintraf. Hebel vermerkte im zweiten Brief: „Zwischen dem
heutigen Brief und diesem bekam ich den ihrigen von Cork. Ich mache mir Vorwürfe
, daß ich nicht hinaufgekommen bin. Fecht schreibt mir noch sehr gut von
Eberhard. Der Brief hatte noch eine Couvert, vermutlich von der Jgfr. Baas, die
ich zu grüßen bitte." Daraus ist zu schließen, daß Gustave zu Besuch sowohl ihres
Bruders als auch ihres Vetters anfangs August in Kork verweilte.
Unterm 18. November 1812 findet sich im Briefe 363 an Haufe die Stelle:
„Mit Vergnügen gedenke ich des schönen Tages, den ich bei euch zugebracht habe,
den mir Freundschaft und Liebe von allen Seiten so köstlich gemacht hat, und den
mir selbst die schauerlichen Gefahren der Reise nach Cork nicht verbittern
konnten." Es fehlt leider jeder Hinweis auf die Zeit, wann Hebel ein Gast des
Dorfes war; wir können den Zeitpunkt lediglich in das Spätjahr verlegen. Wenn
aber Hebel von „schauerlichen Gefahren der Reise nach Cork" schreibt, so fehlt
uns jeder Anhaltspunkt, welcher Art sie gewesen sein konnten. Jedenfalls sind
kriegerische Gefahren vollständig ausgeschlossen; denn Napoleons Zug nach Rußland
ist noch im Gange.
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