http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0195
Noch eine weitere Einkehr Hebels in Kork ist in dem Briefe 374 an Nüßlin
vom 27. September 1813 festzustellen; er vermerkt dort: „Künftige Woche begleite
ich Herrn K.-R. (Kirchenrat) Sander zu den Prüfungen in Freistedt und Kork,
und weiß, wen ich dort zu finden wünsche und sogar hoffe." Doch diesmal erscheint
Hebel in amtlicher Sache, die in Kork besonders den Eberhard Fecht betrifft
; denn die Prüfung gilt dem Diakonus und seiner Lateinschule.
Wenn auch der Sinn dieser nachfolgenden Zeilen einer Erläuterung bedürfte,
die aber nicht zu finden ist, so sollen sie doch angeführt werden, um den brieflichen
Verkehr zwischen Hebel und Korker Persönlichkeiten anzudeuten. In einer
Nachschrift des Briefes 377 an Kölle (Legationsrat) vom 1. Februar 1814 finden
sich folgende Zeilen: „Als Beleg zu obgenanntem schneide ich Euch eine Zeile aus
einem Brief von Cork heraus, den ich gestern erhielt, als dieser schon angefangen
war."
Das anfänglich gute Verhältnis zwischen den beiden Vettern Fecht in Kork
blieb nicht lange ungetrübt. Erinnern wir uns der schönen Nachrichten gleich zu
Beginn der Dienstzeit über Eberhard, die G. B. Fecht über seinen Vetter erfreut
zum Ausdruck brachte, aber auch des Zweifels, der bei Hebel über die Dauer des
Zustandes aufkam, der wohl den Charakter Eberhards genau erkannt hatte. Und
nun, nach zweieinhalbjähriger Amtszeit, kam bei Eberhard sein altes Naturell wieder
zum Durchbruch. Wir entnehmen dies dem Briefe 385 Hebels an Gustave:
„Sie beurtheilen E(berhards) Unzufriedenheit mit F(echt) ganz richtig, und dieser
ist so schonend gegen ihn. Ich habe wirklich etwas vor mir liegen und will auch
so gegen ihn seyn. Man wird gerne eine Gelegenheit benutzen, ihn von K(ork)
wegzubringen. Doch will ich, wenn Sie es wünschen, die Nähe zu verhüten suchen."
Daß Hebel gleich von einer Versetzung von Kork spricht, läßt auf eine nicht
gerade bescheidene Trübung des anfänglich so guten Verhältnisses schließen, und
damit dürfte dieses zwischen Gustave und ihrem Bruder auch in Mitleidenschaft
gezogen worden sein, so daß eine Stelle in der Nähe der Schwester verhütet werden
sollte.
Noch einmal kommt Hebel unterm 9. Dezember 1814 in seinem Briefe 388 an
Gustave darauf zurück: „Die böse Richtung, welche E(berhard) wieder genommen
hat, war mir schon durch Fecht bekannt. Ich dachte nur an Sie, und an Ihre Liebe
dabei, als ich seinen Brief las. Hier ist noch nichts bekannt. F. handelt sehr schonend
und freundschaftlich. Vielleicht helfen seine neuesten Versuche. Ich will zu
verhüten suchen, daß er nicht in Ihre Gegend komme. Wenn auch Ihre Mutter,
deren Willen Sie mit kindlicher Liebe noch nach ihrem Tode zu erfüllen suchen,
es hätte wünschen können, so hörten doch die Gründe, warum sie es wünschen
konnte, mit ihrem Tode auf. Daß ich seine Frau bald für ein schwaches und
beschränktes Geschöpf hielt, hab ich Ihnen glaub ich gesagt."
Die Freundschaft von Straßburger Familien zu Hebel hat sich natürlich nur über
ihn auch nach Kork weiterverpflanzt. Wer von den Korkern in den Freundschaftskreis
mit hereinbezogen wurde, ist nirgends erkennbar. Doch dürfte es sich in
Kork nur um zwei Familien handeln, um die des Dekans Fecht und des Pfarrers
Die Ortcnau
193
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0195