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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0213
satzern den Ehrennamen „Hurzle" eingetragen. Ich ließ mir, nachdem ich die
Kinderheimat verlassen hatte, auf jede Weihnacht einen Hurzellaib schicken. Die
Bdiionenscheine der Inflation endeten diesen meinen „Brauch".

Wie in Neusatz, so auch in den Orten der Rheinebene haben St. Nikolaus
und das Christkindlein geraume Zeit gebraucht, bis sie den Weg dorthin gefunden
haben. Oft wurden die beiden Gestalten miteinander verwechselt, so daß das
Christkindlein seine Gaben mit der Rute in der Hand austeilte. Nach Wagshurst
kam es gar auf einem Esel über die Grinde (Hornisgrinde) geritten: Die Vorstellungen
des Volkes vom Einritt des Heilands in Jerusalem, von St. Nikolaus und
dem Christkind waren recht verschwommen.

Klarheit hierüber schuf der gemütvolle, mit dem Volk innig verwachsene Pfarrrektor
Dr. Burkhard zu Ottersweier: mit Hilfe der Leiterin der Kinderschule
führte er Krippenspiele ein. Sie fanden auch in den Nachbargemeinden
solchen Anklang, daß sie an mehreren Sonntagen wiederholt werden mußten. Der
Zuspruch vergrößerte sich noch, als an die Krippenspiele noch kleine Theaterstücke
angeschlossen wurden. Der erste Weltkrieg brachte diese Aufführungen zum Erliegen
.

Neujahr

Die Neusatzer Walchen feierten nur Silvester: Die Männer würfelten
beim Bäcker oder im Wirtshaus um große Brezeln und Kränze, größere Kinder
bei den Bäckern ebenfalls, nur waren die Gewinne kleiner und die Einsätze entsprechend
bescheidener. Silvester war der einzige Tag im ganzen Jahr, an dem die
Neusatzer zum Würfelbecher griffen. Sie waren auch keine Wirtshaussitzer. Spielten
ältere Leute einmal Herzskat, so ging es nur um Nüsse. Am Neujahrstag
wünschte man den Begegnenden ein „glückselig's Nijohr", wie man sonst sich den
Gruß bot.

Freudiger begannen die Ottersweierer und die „vom Land" das neue
Jahr: Der Stiftungsrat und die Lehrer wünschten dem Herrn Pfarrer das neue
Jahr feierlich an und tranken dann mit ihm ein Gläslein Wein. Dem Postboten
spendete man, wenn er den ersten Brief im neuen Jahr brachte, eine bare Gabe
und schenkte ihm ein Glas Wein dazu ein. Die Dienstwilligkeit seiner Beine litt
jedoch allmählich darunter.

Unter Aufwendung vieler gereimter Kunst begingen die Leute des A c h e r -
t a 1 s , vorab die von Ottenhofen und S e e b a c h , das Neujahrsfest. Vor
jeder Häusergruppe und jedem Einzelhof wurde gesungen:

1. Hinicht (diese Nacht) ist es die kälteste Nacht,
Das Kindlein Jesus geboren war.
Es ist geboren, und das ist wahr,
Ein kleines Kindlein, ein großer Gott,
Der Himmel und Erde erschaffen hat.
Kehrreim:

Wir wünschen Euch allen ein neues, guts Jahr,
Ein neues, guts Jahr und auch viel Glück,
So beten wir an Herrn Jesum Christ.

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