http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0017
Zu Besuch bei dem hochbetagten Ehrenmitglied unseres Vereins, Freifrau Bertha von Schauenburg im schauen-
burgischen Schloß. Von links nach rechts: Schriftsteller O. E. Sutter, Enkel Ulrich, Freifrau Bertha von
Schauenburg, Freiherr Ulrich von Schauenburg, Professor Dr. Kahni. Aujn.: Photo-Strohm, Gengenback
Drunten dann im „Silbernen Stern", dem das freundliche, seiner gastgewerblichen Aufgabe
mit Hingabe sich widmende Pächterehepaar Walter und Maria Seiler wieder ein
heimeliges Gepräge gegeben haben, füllte eine heiter-bewegte Gästeschar die beiden Wirts-
stuben. Der Vorsitzende begrüßte die Erschienenen mit herzlichen Worten und hob mit
verständlicher Genugtuung hervor, der „Historische Verein für Mittelbaden" habe sich
in vielfachen Beiträgen der „Ortenau" immer wieder neu zu Grimmelshausen bekannt und
werde dies auch in Zukunft tun. Dann versuchte der Schreiber dieses Berichtes, die dichterische
wie die menschliche, die unsterbliche Geltung des so seltsamen Geistes, Johann
Jacob Christoph von Grimmelshausens, zu umreißen. Dabei war der Lobpreis, den der
Redner formulierte, im besonderen auch auf den hochgemuten „Silbernen-Stern"-Wirt
von 1665 bis 1667 abgestimmt, der seine Gäste mit köstlichen Liedern und Singsprüchen
zu unterhalten pflegte. Wenigstens denkt man sich das so, ohne dafür einen dokumentarischen
Beleg erbringen zu können. Wie einprägsam ist dieses Lied:
Der edle Wein
pflegt angenehm zu sein,
die Geister zu erquicken,
die Sorgen zu ersticken!
Der Wein von dieser Erd
ist der Poeten Pferd.
Der kann uns neues Leben
und neue Kräfte geben . . .
Nun, und dann geschah es: Die entschlummerte Grimmelshausen-Runde erstand neu,
sozusagen ganz von ungefähr, aber aus dem Glück der Stunde, die uns geschenkt war.
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