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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 26
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0028
Anno 1707, 4. Januar

Im November vergangenen Jahres kehrte von einer Brunnenkur zu Bad
Schwalbach ein kranker, müder und enttäuschter Mann in seinen Markgrafensitz
Rastatt zurück. Heftige Zerwürfnisse mit dem kaiserlichen Hause zu Wien hatten
diesen Aufenthalt verdüstert. Statt Heilung und Linderung heftigster Schmerzen
ward neues seelisches Leid und zermürbende körperliche Qual. Der Fürst nahm
Einkehr in seinem Schloß, dessen Bau er mit viel Eifer, persönlicher Anteilnahme
und großen finanziellen Aufwendungen vorangetrieben hatte. Doch aus den hohlen
Fensterscheiben glotzte den geschlagenen Recken die Unzulänglichkeit des Menschengeschlechtes
an, das hinter Scheinfassaden nur lockenden Prunk und werbenden
Glanz zu zeichnen wußte, in dessen Seele aber Neid und Mißgunst geschrieben
standen.

In seinem Schloß starb am 4. Januar 1707, im Alter von 51 Jahren, der vordem
so gefeierte Held vieler Türkenschlachten, der Regent dieser Markgrafschaft Baden,
die eben erst aus den Ruinen der Brandjahre 1689 erstanden, doch wieder von
dem Feind hart bedrängt wurde, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden. —
Numquam victus, niemals besiegt.

Da in Rastatt, seinem Markgrafensitz, noch keine erhabene Kirche erstellt werden
konnte, wurde der Herr dieser Lande zu Baden-Baden in der Stiftskirche,
sein Herz in silberner Kapsel in der Fürstenkapelle zu Lichtental beigesetzt.

Eine weiße Taube wich erst vom Fenster des Sterbezimmers des Türkenlouis,
als der Zug zu nächtlicher Stunde nach Baden aufbrach.

Anno 1707

Welch schnöder Hinterhalt. Der Markgraf war tot. Nun stürmte der Feind die
Schanzen und Wälle bei Vimbuch und Stollhofen, zerstörte ein wehrloses, des
Herrn und Gebieters durch den Tod beraubtes Land.

Im Schloß zu Rastatt residierte dann der französische Marschall Villars während
seine Truppen die Linien von Bühl, hinter denen sie eine große Menge von
Geschütz, Schießbedarf und Lebensmittel vorgefunden und weggenommen hatten,
dem Erdboden gleichmachten.

Die Regentenwitwe, Markgräfin Augusta Sibylla, trat dem Eroberer beherzt
entgegen, zwang seine ausweichenden Blicke fest in ihre Augen. Lag Trauer in ihrer
Stimme oder war es menschliche Überlegenheit, als sie dem französischen Marschall
zu dem also errungenen Sieg Glück gewünscht hatte? Marschall Villars verstand
wohl, was ihm die Herrin sagen wollte. Kühl und nüchtern blieb seine Antwort:
„Er war leicht errungen, Gnädigste, denn der Herr dieser Lande, der Markgraf,
ist tot."

An seinen König aber schrieb er: „Man solle die erreichbaren Reichsfürsten züchtigen
, dann schlagen. Unter dem Worte züchtigen verstehe ich aber nicht das Brennen
und Verwüsten des Landes. Ich rate Ew. Majestät eine andere Strafe an,

13) Seit 1703 Marschall von Frankreich, Oberbefehlshaber am Rhein im Kampfe gegen Ludwig Wilhelm;
geb. 1653, gest. 1734.

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