http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0060
oder Schilf saß, das Ganze ein eintönig graubraunes Gebilde, das sich unter ein
paar Bäume duckte, die als Windschutz dienten, eingefriedet durch ausgedehnte
Zäune mit Gatter und Pferch. Solche Zäune oder Häge dienten der Sicherheit und
zugleich auch der Ordnung auf den Höfen und finden sich schon in der Frühzeit
bäuerlicher Ansiedlungen.
Die gegebenen Landschaftsformen die gleichen wie heute: Tal und hügeliges
Gelände vor dem Hochwald als Hintergrund, der Bach als lebendige Zugabe, nadi
Westen hin die Ebene. Vom Wald ist freilich zu sagen, daß er stärker als heute
den Gesamteindruck bestimmte. Stieß doch der Hochwald in unregelmäßigen Ausläufern
in das jetzt kultivierte Gelände vor, während der Niederwald noch weite
Strecken bedeckte, die heute frei und offen vor uns liegen. Hier, beim Niederwald
setzte schon früh die Rodung ein, die dann, über Jahrhunderte sich hinziehend,
erst im 18. Jahrhundert mit der Abholzung der Gewanne Brand und Bannstud
zum Abschluß kam.
Nicht lange mag jener erste Siedler, von dem wir ausgegangen sind, allein und
ohne Nachbarn geblieben sein. Nachkommen und Verwandte werden sich bald in
der Nähe angesiedelt haben — der Sippenzusammenhang war in der Frühzeit noch
stark wirksam — und so werden wir als nächste Stufe eine lockere Gruppe von
Höfen anzunehmen haben, aus denen dann im Laufe der weiteren Entwicklung
der geschlossene Ort entstanden ist.
2. Die früheste Erwähnung unseres Ortes in einer Schenkungsurkunde
Kaiser Heinrichs II. an das Kloster Schuttern 1016
Der Text der Urkunde"'), ins Deutsche übertragen, lautet:
„Wenn wir darauf bedacht sind, verehrungswürdige Gottesstätten der Kirche
zum Nutzen als ein Geschenk zu übergeben, so gereicht dies zum Heile unserer
Seele. Es sei daher kundgetan allen Gläubigen in der Gegenwart wie in der Zukunft
, daß wir zu unserem und unserer Vorfahren Heil, ohne Veranlassung und
Bitten des verehrungswürdigen Abtes Eberhard, einem armen Kloster des Offo,
genannt Zell, ein Dorf namens Ruotgereswilre und eine Hube in einem anderen
Orte, Friesenheim geheißen, in der Grafschaft Bertholds in der Mortenau gelegen
(in Fr[i]esenheim in comitatu Bertholdi in pago Mortenua), und sechs Huben in
einem anderen Ort, der Blabodesheim heißt, in der Grafschaft des Eberhard im
Elsaßgau, mit allen seinen Zugehörungen, Höfen, Scheuern, Einkünften, mit allen
bebauten und unbebauten Äckern, Wiesen, Weiden, Wäldern, Jagden, Wassern,
Abläufen und Fischereien, mit Leibeigenen beiderlei Geschlechts und mit allen
Nutzungen, welche und wie sie immer genannt werden mögen und wie sie zu
eben diesen Besitzungen gehören, einräumen und schenken und aus unserem Recht
und unserer Herrschaft in desselben Herrschaft gänzlich übertragen, in der Weise,
*) Die ältesten Schutterner Urkunden sind durch die zurechtgemachten Kompilationen Grandidiers in
ein schiefes Licht geraten. Untersuchungen über diese sog. Schutterner Fälschungen wurden durch E. Bloch in
ZGO Nr. 51 und 52 durchgeführt. Bei der von Kolb im Topographischen Lexikon zitierten, sich auf Friesenheim
beziehenden Straßburger Urkunde dürfte es sich kaum um ein echtes Stück handeln. So bleibt es bei
den Kaiserurkunden von 1016, die zuerst von Merian in „Austria Sacra" veröffentlicht wurden.
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