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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 64
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0066
Später kam Diebold um seine Burg und seinen ganzen Besitz. Durch sein unkluges
Verhalten in seiner Hauspolitik machte er sich den Pfalzgrafen Philipp
von Heidelberg zum Feind, der als Inhaber der halben Ortenauer Pfandschaft
Nachbar des Geroldseckers war. Der Pfalzgraf brachte nach kurzer Belagerung
die Burg in seine Gewalt, während Diebold sich zu Verhandlungen in Hall bei
Innsbruck aufhielt. Er hat seine angestammte Burg nie wieder betreten und starb
arm und verlassen in der Fremde.

Diebolds Bruder, Gangolf I., wurde in das Unglück mit hineingezogen. Er kam
mit seiner zahlreichen Familie in die äußerste Not und verkaufte daher Stück um
Stück, was an Geroldsecker Besitz noch übriggeblieben war. So ging auch die
verpfändete Hälfte von Friesenheim durch Kauf endgültig in den Besitz des Markgrafen
von Baden über.

Friesenheim wurde von den veränderten Herrschaftsverhältnissen insofern berührt
, als der Graf von Fürstenberg 50 Gulden, auf die früher Geroldseck Anspruch
gehabt hatte, für seine Schaffnei zu Ortenberg anforderte.

8. „Der Bauer stund auf im Lande"

Es ist nach dem bisher Gesagten nicht schwer, die Unzufriedenheit zu verstehen,
die sich, wie anderwärts, auch in unserer Gegend unter der bäuerlichen Bevölkerung
angesammelt hatte. Wurden doch auch die Kleinkriege, wie z. B. der
Geroldsecker Erbschaftsstreit, letzten Endes auf dem Rücken des gemeinen Mannes,
d. h. vorwiegend des Bauern ausgetragen. Von Bauernunruhen in unserer Gegend
hören wir schon zur Zeit Diebolds II. Im übrigen erhielt die bäuerliche Bewegung
starken Antrieb vom Gedankengut der Reformation her. Diese Zusammenhänge
sind in der Fachliteratur nach verschiedenen Seiten hin untersucht und behandelt
worden.

Wie verliefen nun die Ereignisse in unserer engeren Heimat, wie war die Beteiligung
der Friesenheimer an der bäuerlichen Empörung? Wir wissen bereits, daß
das Kloster Schuttern der bedeutendste Zehntherr im Ort war; auf dieses richtete
sich denn auch als nächstes Ziel die allgemeine Unzufriedenheit. Es ging dabei
nicht nur um Zehnten und Fronden, es ging auch um Weide, Wald, Holz, kurz,
um den Lebensraum, um den heimatlichen Boden, aus dem alle sich ernährten,
denn an eine Lebensmittelzufuhr von außen her war in dieser Zeit nicht zu
denken. Es waren also der Kampf um die Nahrung und der Hunger die treibenden
Kräfte, die den Bauern auf den Weg der Gewalt führten.

Friesenheim gibt dafür ein gutes Beispiel ab. Ein Vertrag mit dem Kloster,
1510 abgeschlossen, und als eine Schmälerung der Rechte an Allmend, Weide und
Wald immer wieder kritisiert, war der erste Anlaß zu einem gewalttätigen Vorgehen
. Am 19. April 1525 zog eine Schar bewaffneter Friesenheimer nach Schuttern,
drang in das Kloster ein und zwang den Abt, die Urkunde herauszugeben. Der
Abt verließ kurz darauf das Kloster und machte sich zusammen mit dem Abt von
Ettenheimmünster auf den Weg nach Freiburg, um hinter den Mauern dieser
Stadt Schutz zu suchen.

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