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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 65
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0067
Der eigentliche Überfall auf das Kloster setzte dann am l.Mai ein unter der
Beteiligung der Bauern fast aller umliegenden Ortschaften. Das Eingangstor fanden
sie vermutlich stark verriegelt. So schafften sie sich von hinten her Eingang in das
Kloster, indem sie die Umfassungsmauer erbrachen. Eine an dieser Stelle angebrachte
, heute ziemlich verwitterte, in lateinischer Sprache abgefaßte Inschrift
erinnert noch an jenes Ereignis.

Was nach dem Eindringen ins Kloster geschah, können wir uns unschwer vorstellen
. Die Bauern machten sich fette Tage, schlachteten Vieh ab, fielen über Brot
und Wein her, fuhren Getreide zur Mühle, um neues Mehl beizuschaffen und neues
Brot zu backen. Es war wohl ein ausgelassenes Schmausen und Völlen, und manch
einer mag am Abend eines solchen Tages betrunken ins Stroh gesunken sein.

Später ging es dann über das Inventar her, vor allem aber auch über das
Klosterarchiv, wo die Urkunden, Rodel und Zinsbücher verwahrt wurden. Zu
einem Klosterbrand scheint es damals nicht gekommen zu sein. Es ließ sich jedenfalls
bisher kein Zeugnis für einen solchen beibringen, obschon die Bauern sonst
gewöhnlich die von ihnen ausgeraubten Objekte in Brand steckten.

Etwa 14 Tage trieben es die Bauern auf diese Weise im Kloster, dann zogen die
Friesenheimer gemeinsam mit den andern als Ortenauer Haufe landaufwärts,
Kenzingen zu, von dort nach Freiburg, um sich an der Belagerung dieser Stadt zu
beteiligen, und ein Teil von ihnen ist auch mit gegen Breisach gezogen.

Es kamen aber Nachrichten, aus denen zu ersehen war, daß es um die Sache
der Bauern nicht zum besten stand. Sie hatten in mehreren offenen Feldschlachten
schwere Niederlagen erlitten. Diese Nachrichten dämpften die Hochstimmung der
ersten Tage, und die Bauern begannen zu merken, in was für ein gefährliches
Spiel sie sich da eingelassen hatten. Die Haufen verliefen sich, die Anführer versuchten
unterzutauchen.

Anfangs Juni waren die meisten der in den Wochen des großen Aufruhrs abgerückten
Bauern wieder daheim. Jetzt folgte die Zeit der Strafgerichte, der
Entschädigungsforderungen, der Verhandlungen. Verhandelt wurde zunächst in
Offenburg. Als Schadenersatz verlangte das Kloster eine Summe von 6000.— Gulden
; diesen Betrag setzte es auch beim Reichskammergericht durch. Ferner sollte
das verschleuderte Klosterinventar soweit als möglich „restituiert" (zurückerstattet)
werden.

Im übrigen liest man allgemein, daß die Bauern in unserer Gegend ziemlich
glimpflich davongekommen sind. Von Hinrichtungen ist nichts bekannt geworden.
Der Abt zu Schuttern aber hatte auch in der Folgezeit Grund zur Klage wegen
verschiedener Übergriffe: Ein Pfau wurde ihm erschlagen, die Friesenheimer rissen
ihm mehrmals Rebstöcke aus.

Zu Verhandlungen wegen einer endgültigen Befriedung kam es dann zwischen
Friesenheim und dem Kloster im Jahre 1529. Eine ganze Reihe von Punkten stand
damals zur Sprache: der Hochwald, der Bann, der große und kleine Zehnte
(das Kloster Schuttern soll für die verflossenen vier Jahre, in denen der kleine
Zehnte nicht gegeben wurde, keine Nachforderung stellen, andererseits sollen auch

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