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Wende durch das Eingreifen Schwedens, das zu einer Vormachtstellung der protestantischen
Partei bis 1634 führte. In den folgenden Jahren vollzog sich durch das Eingreifen Frankreichs
die endgültige Wendung zum politischen Krieg, der sich dann über Jahre hin ohne
besondere Höhepunkte bis zum Kriegsende hinschleppte.
Wie wir bereits feststellten, berührten die ersten Kriegsjahre unsere Gegend nur wenig.
Dann setzten 1627 Truppendurchmärsche ein, und damit kam der Krieg den Menschen
in unserer Gegend stärker zu Bewußtsein. Jetzt folgten sich die Ereignisse Schlag auf
Schlag. 1632 lagerten die Truppen des kaiserlichen Oberst Montrichirs in der Nähe. Der
Oberst hatte mit seinem Stab im Kloster Schuttern Quartier genommen. Wenn man in
den Rechnungsbüchern des Klosters liest, was für Ansprüche die Herrschaften an Tisch
und Tafel stellten, kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie die Gegend von den
Truppen ausgesogen wurde. Auch der gemeine Mann wollte gut leben. Die Soldaten liefen
in den Ortschaften herum, verlangten von den Bewohnern zusätzlich Speis und Trank und
nahmen sich auch mit Gewalt, was ihnen zusagte. Dazu kamen für die Einwohner die
regelmäßigen Beiträge zu den Kriegskontributionen und der Fouragierung.
Ende 1632 mußten die kaiserlichen Truppen den Schweden weichen, die von Offenburg
her das Land heraufrückten. Man hatte im evangelischen Teil des Landes jetzt auf eine
Erleichterung der Lage gehofft, sah sich aber enttäuscht. Der protestantische Amtmann
von Lahr schrieb damals an seinen Herrn: „Aerger als der Feind plünderten die Schweden.
Sie schössen viele Leute tot und sprengten die bisher verschonten Pfarrhäuser und Kirchen.
Das Elend ist nicht zu beschreiben. Die Herrschaft ist durch Mord, Brand und Raub in
Grund ruiniert. Den Leuten, die aus den Bergen und Waldungen zurückkommen, blieben
nur zerstörte Hütten übrig, und sie müssen vor Hunger und Kummer verschmachten."
Aus dem nahen Geroldseck klagte die Tochter des letzten Geroldsecker Grafen in einem
Bericht; daß „seit 1631 aller dem Haus Geroldseck zustehende Wein, alle Früchte, alles
Vieh, womit die Untertanen sich erhalten und zur Beisteuer der Herrschaft beitragen,
ausgebracht und hin weggeschafft sind."
Im Politischen kam es in dieser Zeit zu einer völligen Umgestaltung der Verhältnisse.
Die Teilung der Herrschaft von 1629 wurde vorübergehend rückgängig gemacht. Der Markgraf
von Baden verlor sein Gebiet. An seine Stelle trat als Verbündeter der Schweden der
protestantische Markgraf Friedrich von Baden-Durlach. Die Herrschaft Lahr-Mahlberg
wurde von ihm wieder in Gemeinschaft mit Nassau-Saarbrücken regiert und verwaltet.
1634 aber änderte sich die Lage von neuem. Als Folge der Niederlage der Schweden
unter Gustav Horn und Bernhard von Weimar trat erneut ein Umschwung zugunsten
der Kaiserlichen ein. Die Schweden mußten aus der Gegend weichen, kaiserliche Truppen
besetzten sie wieder. Für die Bewohner aber änderte sich wenig. Die zügellosen Landsknechte
raubten und plünderten wie ihre Vorgänger, und es war kein Unterschied mehr,
ob feindliche oder verbündete Truppen in der Gegend lagen. Die Verhältnisse blieben
unsicher und gefährlich, und es galt weiterhin, was im Jahre 1634 die markgräflichen
Räte an den Amtmann Röder von Diersburg schrieben: „Wir leben der tröstlichen Zuversicht
, es werde vielleicht zur Erntezeit sicherer in den Feldern und auf den Straßen sein
und die Untertanen werden auch ihre wenigen Früchte einernten und sich um solche Zeit
wieder nach Hause begeben. Sollten aber besagte Untertanen nicht nach Hause kommen,
so habt Ihr uns zu berichten, wie Ihr denkt, ob man den Zehnten gemeinschaftlich mit den
nassauischen Offizianten ohne Rücksicht auf die Kosten selbst einführen lasse oder erst
nach der Ernte aus den Scheuern nehmen möchte . . ."
Bei solchen Verhältnissen konnte an eine regelmäßige Feldbestellung nicht gedacht
werden. Das Jahr 1635 brachte denn auch eine schreckliche Hungersnot. Die Szenerie nahm
allmählich die düsteren Farben an, in denen Grimmelshausen sein Zeitgemälde schildert.
14. Das Gefecht bei Friesenheim 1638
Die Situation, die sich um diese Zeit herausgebildet hatte, sah, grob gezeichnet,
so aus. Die Nachfolge der Schweden hatte in unserer Gegend Bernhard von Wei-
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