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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 74
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Was sich dann in den nächsten Tagen ereignete, ist als Schlacht bei Wittenweier
in die Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs eingegangen. Sie brachte Bernhard
von Weimar nach einem erbitterten Kampf einen wertvollen Sieg, den kaiserlichen
Truppen aber eine schwere Niederlage.

Für unsere Ortschronik entnehmen wir dem Bericht, daß das Dorf damals an
verschiedenen Stellen in Brand gesteckt wurde und wohl zum größten Teil niederbrannte
, womit das alte Friesenheim weitgehend in Schutt und Asche sank.

Aus der nachfolgenden Zeit gibt es verständlicherweise kaum noch Nachrichten.
Der allgemeine Zustand war wie auch sonst in diesen Jahren der: versuchsweise
heimlich Rückkehr einzelner Bewohner, die sich irgendwo in der Nähe versteckt
gehalten hatten, keine sichere Bleibe, immer auf dem Sprung zu neuer Flucht, wie
es der Wechsel der Besatzung im Behauptenwollen, Aufgeben und Wiedererobern
mit sich brachte. Das Endergebnis: die Ortenau ein Trümmerfeld, die wenigen
Bewohner heruntergekommen und verwildert, nach der Feststellung eines Chronisten
mehr Wölfe als Menschen in der Gegend. Dies war der Zustand, als man
1648 den Frieden unterzeichnete.

15. Die Jahre nach 1648

In ein fast völlig zerstörtes Dorf kehrten die wenigen Überlebenden zurück,
während die Felder mit Unkraut bedeckt, die Wege verwahrlost waren. Die Einwohnerzahl
war auf etwa ein Achtel des Bestandes vor dem Kriege zurückgegangen
. Ortsansässige Sippen, die den Krieg überstanden hatten, waren: die
Erb, Füner, Braun, Gilg, Haug, Killius, Kunz, Nägele, Schleich, Vetter, Wieber.

Die Einwohnerschaft des Ortes mußte sich wieder von neuem bilden. Zu den
Überlebenden gesellten sich nach und nach einige Zuwanderer aus Gebieten, die
der Krieg weniger berührt hatte, so vor allem aus dem Bodenseegebiet und der
Schweiz.

Ein dünner Faden der Überlieferung reicht noch in jene Jahre zurück. Da gab
es im Ort eine Familie Wegstein, deren Name sich eine Zeitlang in den Kirchenbüchern
findet. Die Art, wie sie zu ihrem Namen kamen, soll folgende gewesen
sein: Unter den Zurückgekehrten soll sich auch ein junger Bursche befunden haben,
von dem niemand wußte, wohin er der Familie nach eigentliche gehörte. Man
hatte ihn offenbar als Kind auf der Flucht mitgenommen, er besaß aber noch ein
paar blasse Erinnerungen an die ersten Jahre. Auf die Frage, wo er denn einmal
gewohnt habe, wußte er nichts anderes zu sagen als: „In dem Haus, wo der Stein
am Weg davorstand." Da man mit dieser Erklärung weiter nichts anzufangen
wußte, nannte man den Burschen kurzerhand „Wegstein", und als solcher gründete
er eine Familie, die man, wie gesagt, eine Zeitlang in den Kirchenbüchern
verzeichnet findet.

Man erzählt sich auch noch von Erdhöhlen im Gewann Sturm, die den
Bewohnern in den gefährlichen Zeiten als Schlupfwinkel dienten. Daß die Zurückgekehrten
zuerst einmal in den Kellern hausten und erst nach und nach zum Bau

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