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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 76
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habe man ihm den Zehnten solange zurückbehalten, bis alles in Ordnung gebracht
war, was hernach dann auch geschehen ist."

Der dritte Zeuge stehe hier einer kuriosen Sache mit dem Hahn des Kirchturms
wegen:

„Hannes Birkhahn, seines Alters 71, verbürgt, daß ihm wohl gedenke, daß vor
33 Jahren der Turm ganz umgedeckt, auch von neuem mit Blei eingefaßt wurde,
während welcher Zeit sein Vater Lorenz Birkhahn Gerichtsmann gewesen. Er
habe ihn auch gefragt, wer den Turm müsse machen lassen und die Arbeit bezahlen
. Da habe er ihm geantwortet: ,das Kloster oder der Abt von Schuttern'.
Auch habe man damals den Hahn vom Kirchturm herabgeholt und im Ort herumgetragen
und Eier damit gesammelt. Er habe aber nie gehört, daß auch nur ein
Pfennig von der Gemeinde für den Turm bezahlt worden sei."

17. Von den Wirtschaften in dieser Zeit, um 1670

„Vor den Kriegstrublen, alldieweil die Bürgerschaft noch ganz und vollkommen gewesen,
haben sich neben dem Stubenwirt noch zwei Wirtschaften im Ort befunden", heißt es in
einem Schreiben vom Jahre 1672. In diesem Jahr war die Gemeinde immer noch nicht
„ganz und vollkommen", wie sie es einmal vor dem großen Krieg gewesen war, denn
im gleichen Bericht wird festgestellt, daß „noch 80 Hofstückli ödt und lehr daliegen".

Den Wirtsberuf übten damals die Angehörigen der Familie Moser aus. Matthis Moser
betrieb die Stubenwirtschaft. Er war ursprünglich Krummholz (Wagner) gewesen, hatte
aber die Stubenwirtschaft übernommen, „sobald man wieder zu Haus geblieben".

Einen Antrag auf Zulassung einer weiteren Wirtschaft glaubte der damalige Schultheiß
nicht befürworten zu können auf grund folgender salomonischer Erkenntnis. „Die Armen",
schrieb er, „die keinen Wein haben, müssen das Wirtshaus aus Mangel an Geld meiden,
und die Reichen haben Wein im Keller und gehen nicht darein, und Fremde, die ein
Wirtshaus aufsuchen wollen, gibt es hier nur selten". Wozu also weitere Wirtschaften?
Immerhin gab es damals auch schon wieder reiche Leute, wenn auch die Zahl der Einwohner
noch klein war. Auch 5 Jahre später wurde ein Antrag auf Genehmigung der
Schildgerechtigkeit abgewiesen mit dem Hinweis, die Bürgerschaft sei z. Z. noch sehr
gering.

18. Und wieder war Krieg und kein Ende abzusehen, 1674 bis 1714

Noch waren die Wunden des Dreißigjährigen Krieges nicht ganz verheilt, da schreckte
neuer Kriegslärm die Menschen in unserer Gegend auf. Die französischen Expansionskriege
unter Ludwig XIV. leiteten eine Reihe unruhiger, gefährlicher und zerstörerischer Jahre
ein.

Die kaiserlichen Armeen lagen wieder einmal zur Flankendeckung an der Westgrenze,
ein Teil davon hatte zwischen Friesenheim und Schuttern Stellung bezogen. Dies führte
naturgemäß zu allerlei Belastungen für die Orte der Umgebung. Die Bauern wurden zu
Schanzarbeiten und Fronfuhren herangezogen, sie mußten Lebensmittel, Heu, Hafer und
dgl. abliefern. Die Kriegszucht war indessen besser geworden, so daß es zu keinen Übergriffen
kam. Doch sollte das nicht lange so bleiben. Als 1676 Herzog Karl von Lothringen
die Truppenführung übernahm, wurde das Plündern wieder Brauch. Das Flüchten begann
wieder, die Dorfbewohner suchten Sicherheit hinter den Mauern von Lahr, aber
auch diese Stadt entging der Plünderung nicht, dabei waren die Plünderer die eigenen
Leute, die kaiserlichen Soldaten.

Dann rückte 1676 überraschend der französische Marschall Crequi bei Kehl über den
Rhein. Sein Ziel war, die Festung Freiburg zu überrumpeln, die als Stützpunkt der kaiser-

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