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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 81
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liches Oberamt für gut befinde. Der Ochsenwirt Joseph Kohler: Es seien jetzt zuviel
Wirtschaften an der Straß. Posthalter Volmar meinte, Lorber, da er die „Krone" erkauft,
könne er auch dort wirten.

Der Antrag wurde zunächst abgewiesen, die Sache muß dann aber noch eine Fortsetzung
gehabt haben, die dem neuen Gebäude die Schildgerechtigkeit „Zur Krone" verschaffte.

Mit den drei großen Gasthäusern und dazu zwei kleineren, die nur das einfache
Schankrecht hatten, war die Landstraße mit Wirtschaften reichlich versehen. Nun zu den
Wirtschaften oben im Ort.

Das bedeutendste Gasthaus war hier die Stubenwirtschaft. Um 1800 führte sie Antoni
Kohler, „ein reicher Mann, und es müssen ohnehin alle Gemeindezehrungen bei ihm geschehen
". Schräg gegenüber vom Rathaus war die Wirtschaft „Zur Laube", so genannt
nach dem Ratszimmer, das als „Laube" bezeichnet wurde.

Es ist dann um 1800 noch zu nennen die Schildwirtschaft des Salmenwirts Christian
Neff, ferner das Gasthaus „Zum Goldenen Löwen", das damals noch verhältnismäßig
neu war. Die Wirtshäuser „Zum Feldschlößle" und „Zur Linde" sind erst in neuerer Zeit
zu den genannten hinzugekommen.

Zählen wir zusammen: es waren um 1800 mindestens neun Wirtschaften am Ort. Somit
hatten die Friesenheimer seit eh und je Gelegenheit, ihre Trinkfestigkeit nach Belieben zu
erproben.

21. Schultheiß und Wirt Philipp Moser

Sein Charakterbild schwankt in der Ortsgeschichte; 1725

Philipp Moser entstammte einer bekannten Friesenheimer Familie, die seit Jahren das
Wirtsgewerbe ausübte. Die alte Mosersche Wirtschaft war wenig geräumig. Philipp,
der ältere von zwei Brüdern, ein Mensch von starkem Geschäftstrieb, drängte aus dem
engen Gebäude hinaus und kaufte das gegenüberliegende Anwesen, das eine größere Zahl
Zimmer hatte und dazu Stallungen und sich so zum Wirten besser eignete. Vermutlich
hat es sich dabei um das Kohlersche Haus im Kirchenwinkel gehandelt, denn es heißt,
Schultheiß und Wirt Moser wohne „ganz ab der Straßen, oben im Ort, gleich an der
Kirch."

Tatkraft und Geschäftssinn müssen Mosers Haupteigenschaften gewesen sein. Er war
es offenbar, der die Friesenheimer zu den Unternehmungen in Bannstud, See und Brand
anregte.

In seinem neuen Wirtshaus ging es nachweisbar recht frei und großzügig zu. Dem von
Schuttern nach Friesenheim gesetzten Pfarrvikar wollte dieses Treiben gar nicht gefallen,
so wenig wie die ganze Lebensführung des Schultheißen. Er schickte verschiedene Beschwerden
nach Schuttern, aber ein Mann wie Moser war nicht so leicht zu Fall zu bringen.
Er hatte die Gemeinde in seiner Gewalt, und es wagte sonst keiner gegen ihn aufzutreten.

1725 faßte indessen der Pfarrer alle seine Beschwerdepunkte zusammen. Er berichtete
auch ausführlich über das Treiben im Moserschen Wirtshaus. Das Schreiben gibt einen
guten Einblick in die damaligen Zustände im Ort, sozusagen ein zeitgenössisches Sittenbild
. Es bestätigt wieder einmal die Erfahrung, daß nach Zeiten der Not, Gefahr und
Entbehrung die Menschen sich ausleben wollen und daß vor allem die jüngeren Leute,
die die bösen Jahre nicht am eigenen Leib verspürten, gern über die Stränge hauen. Es
seien hier die wichtigsten Stellen aus dem Schreiben mitgeteilt. Unter anderm heißt es
darin:

„Zum ersten gestattet er, Moser, in seinem Haus, so eine Wirtschaft ist, das Spielen mit
Würfeln und Karten dergestalt, daß die ledigen Burschen zu Friesenheim fast alle Sonn-
und Feiertage von ihren Eltern Geld zum Spielen fordern, und wenn sie keins erhalten,
dieselben entweder mit Entlaufen bedrohen oder die benötigte Arbeit unterwegen lassen.
Bei Gelegenheit dieses Spielens und öfters darauf erfolgten Verlustes sind die Kinder
von ihren Eltern und die Knecht von ihren Meistern entlaufen und haben zum Teil denselben
die Mobilien entwendet."

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Die Ortcnau

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