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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 116
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An seine Stelle trat Handelsmann Theodor Walter. Auch in der Infanterie-Abteilung
wechselte die Führungsspitze rasch. Hauptmann Hölzlin trat schon 1837
zurück. Seine Stelle nahm Bierbrauer Schmiederer ein. Dessen Posten übernahm
Sonnenwirt Kappler. Dieser gab jedoch als Oberlieutnant ein schlechtes Beispiel.
Am 29. August 1839 wollte er in Abwesenheit des Hauptmanns das Kommando
übernehmen. Als ihm durch den Feldwebel mitgeteilt wurde, daß der Adjutant
den Hauptmann vertrete, entfernte er sich in demonstrativer Weise. Der Verwaltungsrat
enthob ihn wegen „widersetzlichen, ordnungswidrigen Verhaltens und
die Ehre des ganzen Corps compromittierenden Benehmens" seines Postens und
schloß ihn aus. Er strengte einen Prozeß an. Sein Anwalt vertrat den Standpunkt,
daß die Miliz nur eine geduldete Privatgesellschaft sei, deren Statuten die Staatsbehörde
nur genehmigt habe, weil darin keine politische oder gesetzwidrige Tendenz
gefunden worden sei. Der Einspruch hatte keinen Erfolg. Sowohl das Oberamt
als auch die Regierung des Mittelrheinkreises warfen Kappler vor, daß er nur
seinem gekränkten Ehrgeiz gefolgt sei und sich des Ungehorsams schuldig gemacht
habe. Es blieb bei dem Ausschluß. Als die Kapitulationszeit im März 1843 zu Ende
ging, waren die Mitglieder mit der Entrichtung der Quartalbeiträge, die sich auf
251 Gulden beliefen, im Rückstand. Auf Bitten des Verwaltungsrats übernahm die
Stadtkasse die Summe, und die Gewehre wurden städtisches Eigentum. Unter diesen
Umständen war Dr. Geiger nicht mehr gewillt, sich wieder zur Verfügung zu
stellen.

Die letzte Kapitulationszeit und die Gründung der Ranzengarde

Die neue Kapitulationszeit wurde eingeleitet durch die Wahl des Corps-Chefs.
An die Spitze der Bürgerwehr trat Bierbrauer Josef Schmiederer. Das Oberamt
konnte dessen Wahl nur mit starken Bedenken empfehlen; denn er trat in der
demokratischen Bewegung führend hervor. Sein Haus war seit Jahren der Versammlungsort
der Liberalen. Und er gehörte zu den Männern, die nach dem mißglückten
Maiaufstand 1849 des Hochverrats beschuldigt wurden. Man wollte aber
der Wahl keinen politischen Charakter beimessen; und die meisten Mitglieder
bekannten sich zu ihm. Sie wollten als Chef keinen „Herrn", sondern einen Mann
aus ihrer Mitte. Am 30. Juli 1843 wurde er durch die Regierung des Mittelrheinkreises
bestätigt.

Das neue Corps zählte 162 Mitglieder. Diese bewiesen auch nicht mehr Gemeinsinn
und Diensteifer als ihre Vorgänger. Viele weigerten sich fortgesetzt, ihren
Jahresbeitrag zu leisten. Die Stadtverwaltung konnte die Miliz nur noch als eine
finanzielle Belastung betrachten. Uber Dienstleistungen zum Nutzen der Gemeinschaft
berichten die Akten nichts. Ausmärsche und Fahrten wurden 1844 nach
Achern, 1845 nach Haslach, 1846 nach Achern und Zell a. H. und 1847 nach
Beuren a. d. Aach unternommen. Im übrigen galt die Hauptsorge der Bürgersoldaten
den bunten Uniformen, die sie nicht nur an Festtagen, sondern jetzt, entgegen
früheren Satzungen, auch an Fastnacht zur Schau trugen.

Am 7. Februar 1844 unterbreitete die Althistorische Narrenzunft dem Verwal-

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