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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 118
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dem hätten wegen der zahlreichen Theatervorstellungen und Bälle kaum noch
Proben abgehalten werden können; für das Theaterorchester müßten sogar Mitglieder
des Ortenberger Corps geholt werden. Einige Monate später — es war im
August 1846 — klagte er bei dem Kommandanten über die Teilnahmslosigkeit
vieler Mitglieder und sagte: „Selbst diejenigen, welche noch Ehre schätzen und
Lust und Liebe zeigen, können sich unter solchen Verhältnissen nicht mehr länger
mißbrauchen lassen. Ein löbliches Commando möge die Auflösung bestätigen und
eine Reorganisation zum besseren Aufblühen der Musik ins Leben treten lassen."
Die tiefere Ursache des Mißstandes war die „unverträgliche Parteienspaltung".
Deshalb beschloß der Verwaltungsrat im Dezember die Auflösung und Neubildung
. Von den 16 Mitgliedern, die das Corps noch zählte, waren nur 9 bereit,
dem neuen Corps beizutreten. Die übrigen 7 weigerten sich sogar, die Instrumente
und Uniformen abzuliefern. Da das Bürgermeisteramt der Meinung war, daß
Mößner wegen Überlastung sich neben seiner beruflichen Arbeit nicht mit der
wünschenswerten Muse und Umsicht der Musikpflege widmen könne, beschloß es,
einen hauptberuflichen Musiklehrer anzustellen und diesem die Leitung des Musikcorps
sowie des Kirchen- und Theaterorchesters zu übertragen. Oberlehrer Mößner
erfreute sich wegen seiner verdienstvollen Arbeit als Lehrer und Musikerzieher
nach wie vor hohen Ansehens. Er starb am 30. Juli 1867. Seine ehemaligen Schüler
und Verehrer errichteten ihm auf dem Friedhof (heute Platz der Dreifaltigkeitskirche
) ein würdiges Grabmal.

Das Ende der Bürgerwehr 1848

Die Ursachen des katastrophalen Niedergangs der Offenburger Bürgerwehr sind
zum Teil ohne Zweifel in der allgemeinen politischen Entwicklung zu suchen, die
auf die Revolution zusteuerte. Viele Mitglieder waren vom demokratischen Gedanken
beseelt, ohne klare Vorstellungen zu haben. Die verschiedenen Meinungen
führten ständig zu Streitereien, die eine gemeinnützige Arbeit unmöglich machten.
Die Kunde vom Ausbruch der französischen Februarrevolution erregte die Gemüter
. Die verantwortlichen Männer überlegten, was im Interesse der öffentlichen
Ordnung zu tun sei. Man erwog die Errichtung einer „allgemeinen Bürgerwehr",
fürchtete aber, daß dieser Beschluß ein Mißtrauensvotum gegen das „schon lange
bestehende und gewiß bestmöglich organisierte Bürgermilitär-Corps" wäre. Aufs
neue ermahnte Major Schmiederer die Mitglieder zur strengen Befolgung der Statuten
, zur Einigkeit und Wachsamkeit, „auf daß sie der Ruf der Trommel und
Trompete nie unvorbereitet treffe". Er wußte aber nur zu gut, daß er sich im
Ernstfall auf seine Soldaten nicht verlassen konnte. Als er am 15. März — drei
Tage vor dem Ausbruch der Revolution — der Generalversammlung den Antrag
des Bürgermeisters Ree auf Errichtung einer allgemeinen Bürgerwehr mitteilte und
anregte, daß die Miliz auf ihre bisherige Verfassung verzichten und sich an die
Spitze der neuen Organisation stellen solle, erkannten die Mitglieder den Ernst
der politischen Lage immer noch nicht. Nach einer langen Diskussion wurde beschlossen
, daß das Corps weiterzubestehen habe. Ree bestand aber auf seinem

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