http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0133
Ältestes der vorhandenen OfTenburger Stadtsiegel von 1280.
Umschrift: Sigillum Civitatis de Offenburg (Siegel der
Offenburger Bürgerschaft). Auch die Staufer haben dieses
Wappen beibehalten. Klischee: Kidturamt Offenburg
wurden solche Steinbauten oft Castrum (= Burg) genannt, denn sie hatten für die
Abhängigen im Falle der Not pflichtgemäß „Schutz und Schirm" zu bieten.
Bei einem dieser „castra" genannten Herrenhäuser war auch der Geleitschutz
untergebracht, der vor allem die Kinzigbrücke sichern und die Marktfahrer eine
Meile weit sicher geleiten mußte.
Wenn 1148 in einer zähringischen Urkunde ein „Castrum Offinburc" erwähnt
wird40), kann es sich nur um eines der Herrenhäuser handeln.
Da der neue Marktflecken keine feste Ummauerung hatte, war er eine sogenannte
„offene Burg", und diesen Namen erhielt tatsächlich der neue Ort. „Offen"
ist hier der Gegensatz zu „ummauert".
Allein der Name Burg erinnert deutlich an die Gepflogenheit der Menschen in
jener Zeit, einen Wohnplatz mit einem den Abhängigen Schutz und Unterstand
gebenden Steinbau eben „Burg" zu nennen41). Nun waren hier im neuen Marktbezirk
sogar gleich zwei solcher festungsartiger Bauten, so daß sich der Name
„Burg" in der Zusammensetzung „Offene Burg" geradezu aufdrängte. Andererseits
schien durch die zwei „Burgen" zunächst genügend für die Sicherheit gesorgt
zu sein.
Zur selben Zeit wird die neue Handelsstadt auch das Recht der Siegelführung
bekommen haben, denn sie mußte ja Urkunden besiegeln. Das Siegelbild zeigte
schematisch das Sinnbild einer Burg mit offenen Torflügeln. Dieses Wappenbild
ist sinnbildhaft gemeint wie sehr häufig im frühen Mittelalter. Daher darf uns
dies nicht beirren. Wenn nämlich erst Kaiser Friedrich II. das Siegelwappen verliehen
hätte, müßten wir den Reichsadler erwarten als Symbol einer „Stadt des
Reiches". Das Offene-Burg-Wappen war lange Zeit das alleinige Wappen der Stadt.
Der Grundbesitz vor der Umzäunung wurde nicht in das neue Gemeinwesen
einbezogen. So machte es Straßburg bei allen seinen Marktgründungen. So war es
schon bei dem Vorbild der Straßburger Bürgersiedlung, so war es auch bei der
nächstfolgenden straßburgischen Gründung Oberkirch42).
40) Kähni, Offenburg, S. 19.
41) Heid, in: Die Ortenau 1964, S. 5 f.
42) Heid, in: Die Ortenau 1964, S. 10.
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