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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 160
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0162
Philadelphia den 12. März 1891.
Werther Freund!

Ich ergreife die Feder um Dich zu benachrichtigen, daß ich Deine Briefe alle erhalten
habe und aber zu meinem betauern in jedem traurige Nachricht erhalten, was mich
ganz kräng gemacht hat, gerade das was meinen Vater anbetrift, das er in seinen
alten Tagen nicht einmal weiß wo hin nun. Er ist woll selbst Schuld, ich habe es ihm
gesagt befor ich von dorten ging, aber alles hat nichts geholfen. Ich mußte gehen, woll
nicht zu meinem Unglück, ich habe seither schöne und ruige Tage verlebt und mich
noch niemals in meine Heimath zurück gesehnt. Woll sah ich in Deinem letzten Briefe,
das meinem Vater sein eigenmächtiger Kopf noch nicht gebrochen ist geken mich,
sonst hätte Er Dir die Adresse von meiner Schwester Luise gegeben. Woll habe ich
wegen alldem keinen trotz mehr geken meinen Vater und wer ich nicht so unendlich
weit von ihm, so hätte er eine nähere Heimat bei mir, wenn er wollte bei mir
bleiben, um ihn hier her kommen zu lassen ist Er zu alt, denn ein junger Mann geht
beinahe zu Grünte. Die erste Zeit war eine schwere Zeit, das mich aber zum Glück
verschonet hate, wohl ist es nicht ausgeschlossen, das ich ihm helfen werde. Ich werde
mein möglichstes thun und ihm seine alten Tage noch ein wenig zu verschönern suchen.

Was den Peter anbetrift da kan er tuehn was er will, ich spreche im nicht zu und
retde es im auch nicht aus, den keinem gefällt es die Ersten Zeiten. Es ist auch hart,
wen man einander nicht ein Worth versteht, woll ist es beßer für ihn als für mich,
er weiß doch wohin, den er um raht fragen kann und im gleich obtach gewehrd, was
für mich nicht war. Als ich aus dem Schiff kam, stund ich allein am Fremdenstrant

und horchte der Wellen Schlag, was Sie mir von der......, nimand hir und nimand

dort, der mir nur ein Wort sagte und das.......? Nicht einmal wußte Nachts

elf Uhr, wo ich schlafen konnte und mich obendrein in der großen Statt verlaufen
habe, ein deutscher Man sah es mir an, daß ich mich verlaufen habe und redete mich
auf das an, dem ich auch alles sage und der mich dan mit in ein Hotel nam, und der
Wirth mich dann auf die Atreße, die ich von Josef Büß hate, zu im brachte und der
mich dan aufnahm bis ich Arbeit hate, das aber nicht lange dauerte, blos zwei Tage
und im heute noch dankbar bin.

Wen der Peter hir arbeiten wiell auf der Bäckerei ist es hir vielmal besser als in
Deutschland. Ich wollte nicht mehr dorten arbeiten, den das erste der kleine Lohn
und dan das andre dort Walzen, das man hir nicht braucht, wenn einer arbeiten wiell,
und wenn er das tuhn will werd ich im jeder Zeit Bruderliebe erweißen. Er kann
kommen wen er will, andernfalls ist es mihr lieber er bleibt wo er ist, denn wenn
sich ein Man dem Missigang hin giebt, der ist verachtet von jeder Mann und nicht
ein Hund spukt in an, darum ist das Sprichwort hir zu Land: Arbeit macht das Leben
süß, aber wie viele lieben die Süßigkeit nicht.

Wenn er kommen will, so soll er mir schreiben, mit einem festen Vorsatz was er
tuhn will und wen er kommen will, so erwahrt ich in nicht befor Ausgangs August
vord zugehen, den es ist für einen grinen im Somer zu heiß hier, für Arbeit zu bekommen
auf der Bäckerei ist es ein kleines.

Ich werde im, im nechsten Brife mehr schreiben, wenn ich einmal weiß, was er
duhn will. Ich bin verheiratet, was Du wissen duhst durch die Hochzeitskarte, es ist
aber nicht das Maihtlen, wo Du das Pfotografi da von hast, das ein Pfotograf von
9 Schönen aus dem Gesangverein von Pfiladelphia machte. Ich werde Dir in dem Briefe
eine Phodografie schicken von mir und meiner Frau, das wir am Hochzeitstag haben ab-
nemmen lassen. Die Karolina war Bändsmaid und Du schon ein Bild von ihr haben
wirst bis Du mein Brif bekommst. Ich häte an Peter auch eines geschikt, aber er
könnte es an einen Ort bringen, das mich im Tode noch ärkern könnte.

Ich bin Gott sei dank gesund und woll und meine Frau auch, wol möchte ich die
Atreße von meiner jüngsten Schwester Luise wiessen, den ich wußte mihr nicht zu
helfen, als meine Schwester Karolina mir es sagte, was sie von denen auszustehen

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