Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 171
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0173
mer ein Zwickhgablete Buochen.
mer ein groß Dan.
mer ein Stein,
mer ein Dann,
mer ein flechten.

mer ein Stein der auff recht stehet
Bey einem alten Stockh, usw., usw.

So einförmig dem heutigen Wanderer die Grenzsteine rund um das Tal anmuten
müssen, so wenig kurzweilig scheint auch den damaligen Söhnen, die mehr mit
Übermut als mit Ernst von der Partie waren, das Lochen der „Fiechten, Dann
und Buochen" vorgekommen zu sein. Anno 1662 waren es elf Hambacher Buben,
die die uralte Banngrenze mit abliefen. Meist aber waren es weniger Knaben.
Wurde dabei ein Baum neu „gemarckht" oder ein Steinlochen gesetzt (resp. wurde
der Übermut der Burschen zu groß), dann schnappte man sie sich bei den Haaren,
zauste sie kräftig, gelegentlich warf man ihnen „zur ewigen Gedächtnus" auch
Nüsse, Bretzeln oder „kleine Münz" zu. Sie wußten dann noch im hohen Greisenalter
, wo einst die eingekerbten und durchlochten Bäume standen, wo die Talgrenze
verlief, und wo sie einst Zuckerbrot und Hiebe erhalten hatten.

Die Ansprache vor den Begehungen gehörte auch dazu

Zu einer Grenzbegehung mußten aber auch alle anderen Beteiligten Geduld mitbringen
. Bevor überhaupt an ein Abschreiten oder Abreiten der Grenze zu denken
war, hörte sich die Kommission etwa folgende „Rede bey Gräntz- und Marckungs-
Besuchungen" mit an6), welche die Geduld der Zuhörer stark strapazierte. In
sehr gekürzter Form gebe ich die scheints am grünen Tisch entstandenen Weisheiten
wieder.

„Wie nun hiesigen Orts löbl. Gewohnheit ist, daß zu gewissen Zeiten die Gräntzen
unserer Marckung besuchet und beritten werden, also hat man sich deswegen anheutc
zusammen gethan, diesen Actum vor jetzo wiederum miteinander vorzunehmen.

Ihr Alten werden dannenhero insgesamt ernstlich ermahnet, denen Jüngern, und
sonderheitlich der mitlauffenden Jugend alle und jede Gräntzsteine, Bäume, Berge, Felsen
, Zäune, Gräben und Brunnen etc., womit ehehin schon unsere, oder dieses Orts
Marckung bemercket und bewiesen worden, bey euren geleisteten schweren Pflichten
treulich zu offenbaren, und nichts, wodurch euch schwere Verantwortung, unserm Fluhr
aber einiger Nachtheil und Schmählerung zuwachsen könnte, zu verhalten. Damit aber
die Jugend es desto besser mercken, und dem Gedächtnuß um so viel tiefer eindrücken
möge, so werden hernach an den vornehmsten Orten, Steinen und Merck-Mahlen, Geld
und andere Kleinigkeiten ausgeworfen, und der anwesenden Jugend preiß gegeben
werden, damit sie sich unsere Marckung gegen die Benachbarte erstrecke, desto ehender
erinnern möge.

Ihr Jüngere aber sollet wissen, daß ihr mit der Zeit auch diejenigen seyn werdet,
welche andere hierinnen zu instruiren und anzuweisen habet. Darum gebet wohl Achtung
, was jene euch zeigen werden, und fasset es also, daß, wo sich heute oder morgen,
Irrungen, Zanck und Zwistigkeiten mit denen Angräntzenden ereignen sollten oder
würden, ihr alsdann allenfalls eydlichen behaupten könnet, wie weit, und wohin wir

8) Des Klugen Beamten Formularbuch, a. a. O., Seite 232.

171

Banngrenze zwischen den Vogteicn Nordrach und Harmersbach von 1810. Es sind genau eingezeichnet die
wenigen großen und kleinen Grenzsteine und dazwischen die Grenzbäume (teils Nadel-, teils Laubbaume).


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0173