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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 210
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erwähnt, auch im Ehebuch — eine Reihe von fremden Namen auf: Bodan, Bartt,
Scheidler, Kalhofer, Schentz, Blatter, Weywadel, Roeder, Vollhäuser (auch Faulhäuser
), Behem, Salzfuoß, Eyselin, Contz, Feselius, Triet. Die Träger dieser
Namen stammen meist aus Tirol, Kärnten und dem Salzburger Land. Bei manchen
ist die Herkunft unbekannt. Der damalige Pfarrer hat auch meistens den Beruf
dieser Leute eingetragen: Erzknappe, Erzzieher, Bergmann, Arbeiter beim
Schmelzwerk, Eisenschmelzer, Läuterer, Hammerschmied, Stahlschmied, Holzknecht
, Kohlbrenner, Kohlmeister bei dem Schmelzwerk und ein Blasebalgmacher.

Auf dem Hohberg, der teils Fürstenberg teils Württemberg gehörte, hatte man
Eisenerz gefunden. Dieses Erzlager haben die Fürstenberger und Württemberger
ausgebeutet. Das Erz wurde ins Tal geschafft, dort gleich geschmolzen und weiter
verarbeitet. Die Stelle, auf der das württembergische Schmelzwerk stand, heißt
heute noch „die Schmelze" und liegt an der Bundesstraße auf Gemarkung Vorder-
Lehengericht. Es kann hier nicht näher auf dieses Berg- und Schmelzwerk mit
Schmiede eingegangen werden. Man versteht nun schon, was die oben genannten
Leute hier zu tun hatten. Vielleicht ist nur noch zu erklären, was die Holzknechte,
Kohlbrenner und der Blasebalgmacher dabei zu suchen hatten. Da es damals hier
keine Kohlen gab, mußte das Schmelzwerk mit Holz gefeuert werden. Um das
nötige und sehr viele Holz beizuschaffen, brauchte man die Holzknechte. Zum
Betrieb der Schmiede waren Holzkohlen nötig, die der Kohlbrenner beschaffen
mußte. Der Blasebalgmacher fand seine Arbeit auch in der Schmiede, zu deren
Einrichtung Blasebälge gehören. Über dem ganzen Betrieb stand der Bergwerksund
Eisenfaktor Michael Feselius, später vom Pfarrer auch einfach Fäsel oder Fesel
genannt. Schreiber war bei ihm sein Vetter Hanß Wilhelm Voltz. Dann war noch
„des Bergwerks und Schmelzwerks verordneter Aufseher" Michael Salzfueß da,
der auch als Bergschreiber bezeichnet wurde.

Mit dem Jahre 1634 verschwanden nun diese Leute wie ein Spuk. Der Krieg,
der ja in diesem Jahr seinen Schauplatz in unsere Gegend verlegte, hatte sie vertrieben
. Sicher hatten die Soldaten den Betrieb des Berg- und Schmelzwerkes samt
der Schmiede, vielleicht durch Zerstörung, lahmgelegt.

Das Schloß Schiltach hatte infolge seiner beherrschenden Lage im hintern
Kinzigtal und an der damaligen Verkehrsstraße aus dem Kinzigtal ins schwäbische
Land eine wichtige Verteidigungsaufgabe. Es ist also sicher anzunehmen, daß bei
Ausbruch des Krieges oder doch bald danach eine Besatzung in das Schloß gelegt
wurde. Hinweise finden wir im Taufbuch. 1620, 1624, 1627, 1633 wurden insgesamt
vier Soldatenkinder getauft. Ein kaiserlicher Soldat mußte 1629 seine
schwangere Frau hier zurücklassen, deren Kind auch hier getauft wurde. Ein
Kapitän war 1633 Pate. Das ist alles für die Zeit von 1618 bis 1633. Es war noch
eine friedliche Besatzung, waren es doch Soldaten des eigenen Landesherrn.

Noch 1633 und erst recht nach der Schlacht von Nördlingen am 5./6. September
1634 änderte sich aber das Bild. Allein in der Zeit von 1634 bis 1643 wurden
neun Soldatenkinder getauft; vielleicht 1648 noch zwei, doch ist hierfür der
Eintrag nicht eindeutig genug. Soldaten fast aller Dienstgrade, wie Musketier,
Gefreiter, Korporal, Wachtmeister, Feldweibel, Furier, Leutnant, Hauptmann,

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