http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0257
Margaretha, Hans Mertzens Weib, als Hexe hingerichtet worden. Im Jahre 1643
stirbt Hans Mertz, der Bott.
Es muß nach Josef Ruf noch eine weitere Scheibe vorhanden gewesen sein, ein
Muttergottesbildnis mit der Inschrift Hochstift Straßburg.
Wie erging es nun den Oppenauer Glasgemäldescheiben weiterhin? Eine Rechnung
vom 17. August 1666 besagt, daß der Glasmaler Dostellius aus Straßburg
29 Scheiben neu verbleit und ausgebessert habe. In einer Schrift von Zentner, „Das
Renchtal", 1827 erschienen, waren diese Gemäldescheiben noch im Rathaus; während
sie in einer Neuauflage von 1839 nicht mehr erwähnt werden.
Die heutige Oppenauer Pfarrkirche wurde 1826/27 im Weinbrenner-Stil erbaut,
und hier wurden dann diese Scheiben aus dem ehemaligen Amts- und Rathaus im
Chor der Kirche eingeglast. Nun besteht aber keine Unterlage darüber, ob diese
Glasgemäldescheiben in der Kirche nur einen neuen Aufbewahrungsort erhalten
sollten oder ob sie der Kirche bzw. dem Kirchspiel geschenkt worden sind. Nach
J. Ruf schenkte der Stadtrat von Oppenau 1831 der kunstsinnigen und allgemein
beliebten Landesmutter, der Großherzogin Sophie, Oppenauer Scheiben für ihre
Schlösser zu Staufenberg und Eberstein. Für diese Schenkung bestehen keine schriftlichen
Unterlagen weder in Oppenau noch im Museum zu Baden-Baden.
In einer Kirchspielrechnung vom 30. Dezember 1837 von Glasermeister Fidel
Birk wird festgestellt, daß derselbe auf Befehl von Bürgermeister Lehmann fünf
Stück gemalte Scheiben aus der Kirche herausgenommen habe. Des ferneren wird
bestätigt, daß 1837 unter Oberamtmann Fauler zu Oberkirch Glasgemäldescheiben
aus der hiesigen Kirche genommen wurden. Dies müssen also die Scheiben gewesen
sein, die nach Schloß Staufenberg kamen, sowie die Scheibe der Rats- und Gerichtssitzung
, die dann um 1910 im Zähringer-Museum zu Karlsruhe erscheint und von
Josef Ruf beschrieben wurde. Die sechs Scheiben auf Schloß Staufenberg ließ der
verstorbene Markgraf Bertold von Baden 1939 nach Salem bringen, wo sie heute
im Archiv aufbewahrt werden. Im Jahre 1883 waren noch zwölf Scheiben vorhanden
. Da kam man hier auf den Gedanken, die „Kirchenscheiben" zu verkaufen
, um wohl mit deren Erlös die Kirche zu renovieren. Man wandte sich
damals an den Kunsthistoriker Professor Friedegar Mone, Karlsruhe. Dieser schätzte
den Wert der zwölf Scheiben auf 6000 bis 8000 Mark, und wenn man einen
besonderen Interessenten finden würde — man hoffte dabei auf die damalige
Königin von Württemberg —, könnte auch mehr herauszuholen sein. Zum Glück
für uns heute, wurde aus dem Verkauf der „Kirchenscheiben" nichts. Eine Rechnung
vom 20. Februar 1884 spricht nur noch von zehn Glasgemäldescheiben, die
für den Betrag von 120 Mark verbleit wurden. An acht Scheiben wurde „Fehlendes
" ergänzt. Von dieser Ergänzung können wir heute nur sagen, daß der betreffende
Meister bestimmt kein großer Fachmann war. Somit waren in der Zwischenzeit
zwei Scheiben verschwunden, jedenfalls zerbrochen.
Seit etwa 1913 war im heutigen Rathaus keine Lehrerwohnung und auch kein
Schulunterricht mehr. Man hat nun immer wieder versucht, diese sogenannten
„Kirchenscheiben" wieder in das Rathaus zu bekommen. Dies gelang erst, als 1939
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