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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 269
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trinken; falschen Zungen, Ehrabschneidung, teuflische Nachstellungen wie Ver-
bündnis mit Satan, vor allem, was der Teufel gebunden und geblendet hat wie
Gespenst, Zauberey, Hexerey, Zigeunerkunst; leiblichen Feinden und Vergiftung;
Heilung von Krankheiten wie Husten, Fieber, Würmern in den Därmen, Munddurchfäule
, Blutungen bei Verwundungen und Blutungen der Frauen aus der
Regel, von Geschwulst und Bruch; Schutz vor Fehlgeburten; Entzauberung von
verhextem Vieh und Heilung von Krankheit und Seuchen im Stall; Bannung von
Dieben und Hexen; Hilfe im (falschen) Spiel; dem Wilderer Bannung des Jägers
und letztlich Bannung und Verprügelung von Mißliebigen.

Anbei zwei „Proben":

1. Einen Stecken zu schneiden, daß man einen damit prügeln kann, soweit
man selber auch entfernt ist.

Merke, wenn der Mond neu wird am Dienstag, so gehe vor der Sonnen Aufgang aus,
tritt zu einem Stecken, den du dir zuvor schon ausersehen hast, stelle dich mit deinem
Gesicht gegen der Sonnen Aufgang, und sprich die Worte: Steck, ich greife dich an im
Namen ttt- Nimm dein Messer in die Hand und sprich wiederum: Steck, ich schneide
dich im Namen fff, daß du mir sollest gehorsam seyn, welchen ich prügeln will, wann
ich einen Namen antrete. Darnach schneide auf zwey Orten am Stecken etwas hinweg,
damit du kannst diese Worte darauf schneiden, schreiben oder stechen: Abia, obia, sabia;
lege einen Kittel auf einen Scheerhaufen (Maulwurfshaufen), schlage mit dem Stecken auf
den Kittel und nenne des Menschen Namen, welchen du prügeln willst, und schlage tapfer
zu: so wirst du denselben ebenso hart treffen, als wenn er selber darunter wäre und doch
viele Meilen von dem Orte entfernt ist. Statt dem Scheerhaufen tuts auch die Schwelle
unter der Thüre, womit ein Schäfer von Bieneck an seinem Edelmann die Probe gemacht.

2. Wie man immer beim Spiel gewinnen kann

Binde mit einem rothseidenen Faden das Herz einer Fledermaus an den Arm, womit
du wirfst, so wirst du alles gewinnen.

Das Büchlein war eine Spekulation auf die Dummheit. Selbstverständlich fehlte
ihm die kirchliche Approbation. Die Geistlichkeit und die Lehrerschaft schritten
nachhaltig ein gegen diesen Versuch der Volksverdummung: die Gendarmerie ging
den Hausierern nach und erreichte, daß dieses Wandergewerbe aus der Ortenau
verschwand.

Nicht für immer: kurz nach der Jahrhundertwende ertappte ein Lehrer einige
Fortbildungsschülerinnen beim Lesen eines Büchleins von Wolzogen: „Das dritte
Geschlecht." Auch dieses Werklein wurde von Hausierern vertrieben.

Liebeszauber

Mittel zur Erweckung der Zuneigung mögen während der Kreuzzüge in das
deutsche Volksleben gedrungen sein. Noch um die Jahrhundertwende waren solche
auch in der nördlichen Ortenau im Gebrauch: In Oberachern nahm der verliebte
Bursche die Zunge eines Turteltäubchens in den Mund und küßte dann das

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