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und an das Bistum Straßburg verlehnt wurde. Dieser Vorgang muß im 11. Jahrhundert
stattgefunden haben, und zwar noch in der Zeit, in der das bambergische
Großlehen unter der direkten Verwaltung von Bamberg stand, die nach Belieben
abgliedern konnte. Über den bezahlten Gegenwert wissen wir nichts.
Dieses Kleinlehen, auf dessen Boden dann später die Stadt Offenburg gegründet
wurde, wollen wir das Offenburger Lehen nennen20). Es war die erste Ausgliederung
aus dem Mittelteil des Bamberger Großlehens. Doch war es der entscheidend
wichtige zentrale Bezirk dieses Großgutes gewesen, das durch diese Lostrennung
in seinem Wert wesentlich verloren hat und später wegen des Lagewertes immer
wieder den Kampf um das Offenburger Lehen auslöste.
Seit 1007 lagerte auf dem Bamberger Lehen eine eigenartige Schicht von Abhängigkeit
, die Kaiser Heinrich II. dem Reich zurückbehalten hatte: die Schirm-
vogtei21). Diese ruhte als Reichslehen auch über dem Offenburger Lehen für alle
Zeiten. Diese Schirmvogtei wurde allmählich fast zum bloßen Geldlehen, denn
jeder Bürger und Bauer mußte einen kleinen Betrag, hier 4 Pfennige im Jahre, als
sogenanntes Vogtgeld bezahlen.
Die höhere bambergische Landesverwaltung selbst wurde von der Ortenburg
aus geleitet. Wahrscheinlich seit den Zeiten des genannten Bischofs Otto (f 1139)
oder nicht lange danach wurde sie auf eine andere Grundlage gestellt. Es war die
Zeit der Staufenkaiser. Um einen höheren Ertrag herauszuwirtschaften, gab Bamberg
im Laufe des 12. Jahrhunderts sein Ortenauer Land als geschlossenes Großlehen
aus. Wir wollen es deshalb als Bamberger Fürstenlehen (BFL) bezeichnen.
Allerdings wissen wir nicht sicher, ob Kaiser Konrad III. der erste Lehensträger
wurde. Hier durfte vor allem die hohe Gerichtsbarkeit damals nur durch den aus
dem freien Stande hervorgegangenen Adel ausgeübt werden.
Nun haben Kaiser Friedrich Barbarossa (1152—1190) und sein Sohn Kaiser
Heinrich VI. (1190—1197) seit etwa 1162 das Offenburger Lehen vom Bistum
Straßburg innegehabt. Bei dem inneren Zusammenhang der beiden Lehen lag es
als selbstverständlich nahe, daß die Staufer nicht nur das kleine, abgegliederte
ehemalige Herzstück des Bamberger Fürstenlehens besessen hatten, sondern auch
das restliche BFL selbst, dieses vermutlich noch vor dem Offenburger Erwerb als
Lehen von Bamberg, was wir gerne dem Kaiser Konrad III. zuschreiben möchten.
Die Staufer mit ihrem großen elsässischen Besitz haben natürlich bald gemerkt,
daß ihr neuer Ortenauer Besitz durch das Fehlen des Offenburger Lehens im
Kinzigtäler Kernraum eine fundamentale Schwäche aufweist. Kaiser Barbarossa
ruhte daher nicht und half mit der ganzen Wucht seiner Autorität nach, bis ihm
von Straßburg auch das Offenburger Lehen anvertraut wurde. Die ursprüngliche,
natürliche Zusammengehörigkeit wirkte stets bei dem Streben der Bewerber nach
den beiden Lehen fast zwangsläufig mit.
Es muß ferner unterstellt werden, daß die Staufer auch die Reichsschirmvogtei
über das BFL nicht in fremden Händen gelassen haben. Nach dem unvorhergesehen
2«) Siehe Die Ortenau 1968, Das Rätsel um die Anfänge der Stadt Offenburg. S. 119 ff. In der Karte
ist es besonders eingezeichnet.
21) Heyek, Geschichte der Herzöge von Zähringen, 499.
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