http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0035
Lehen verschwand. Regierungssitz und Residenz des Reichslandvogts blieb die
Burg Ortenberg, die wir 1302 zum erstenmal als solche aufweisen können, bis ins
17. Jahrhundert (1678)61). Seit damals war das Wappen der Landvogtei zweiteilig
, links der alte Stein zu Ortenberg (wohl das ehemalige Wappen des BFL's),
rechts der einköpfige Reichsadler.
Die Verwaltungsorganisation, d. h. in diesem Fall der Sitz der Landgerichte, die
schon altes Recht gewesen waren, hat sich nur geringfügig geändert. Das ehemalige
ländliche Offenburger Lehen kam jetzt ganz vom Stadtlehen Offenburg ab; dessen
Reichsschultheiß hatte dort von nun an keine Aufgaben mehr.
Das Ortenberger Landgericht, das auch künftig nicht auf Schloß Ortenberg,
sondern wie zuvor in einem Haus an der Fernlandstraße am Fuße des Burgberges
abgehalten wurde, hatte seine Kanzlei in einem Amtsgebäude, heute „Zum Engel
und Post"62). Zu seinem bisherigen Verwaltungsbezirk kamen um 1300 neu dazu
der Schloßbezirk Ortenberg mit dem zugehörigen Ort Dattenweiler"3), ferner die
Orte Marlen, Goldscheuer und Kittersburg. Von früher her waren dabei: Ortenberg
-Dorf, Käfersberg, Fessenbach, Zell, Weierbach, Riedle, Hasengrund, Albersbach
, Rieß und die Hälfte von Rammersweier. Zum Nebengericht Zunsweier
zählten dieses Gerichtsdorf selbst, Elgersweier, Schutterwald mit Höfen und Langhurst
sowie Müllen.
Durch das Gericht Griesheim wurden verwaltet wie zuvor: Griesheim-Dorf,
Bohlsbach, Bühl bei Offenburg, Weier, Waltersweier und die andere Hälfte von
Rammersweier. Dazu wurden damals noch hinzugeschlagen: Windschläg (bis zur
Abgliederung 1656) und Ebersweier. Nördlich daran schloß sich das Landgericht
Appenweier mit den schon immer bambergischen Orten Appenweier-Dorf, Nesselried
, Zimmern, Urloffen, Nußbach, Zusenhofen, Müllen bei Oberkirch, Herztal,
Maisenbühl, Kernenhof, Bottenau, Rohrbach, Rohrberg, Froschhof und Bächlchof.
Im Norden von diesem Hauptteil der Landvogtei lag, getrennt durch das straß-
burgische Renchtal, das Landgericht Achern mit Ober- und Unterachern, Fernach,
Fautenbach, Gamshurst, önsbach, Litzloch, Michelbuch und Illenbach.
Noch weiter nördlich, aber wiederum durch fremdes Territorium geschieden, lag
das zugehörige Nebengericht Ottersweier mit Ottersweier-Dorf samt Maria Linden,
Haft, Walzfeld, Lauf, Hatzenweier, Hub, Niederhofen, Weierhof, Aspich, Wendelbach
, Aubach, Hornenberg, Breiteneck (heute zu Baiersbronn), Grimmis, Lochhof
, Rieberhof, Krafteneck, Kammerhof, Schloß Neuwindeck.
Diese Landgerichte zusammen bildeten das endgültige Gebiet der Landvogtei,
das jetzt allerdings kein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet mehr war. Wegen
seiner Kreuzlage vor dem Kinzigtaleingang blieb deren politische Wichtigkeit
bestehen, die nur durch den verkleinerten Umfang gemindert wurde. Der Anreiz
für die großen Dynasten zum Erwerb blieb darum auch weiterhin erhalten.
61) Neues Archiv 46, 1926, 525; A. Schreiber, Urkundenbuch der Stadt Freiburg I, 164, Nr. 64.
62) Die Stadt- und Landgemeinden des Kreises Offenburg, 92.
63) Über ihn siehe Die Ortenau 1961, 124 f. Durch eine Hochwasserkatastrophe nach 1472 ist dieser Ort
untergegangen.
3 Die Ortenau
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