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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 51
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Striches, der fast die ganze Ortenau umfaßte. Wie das ganze betroffene Gebiet so bekam
auch unser Ort die Last der Besetzung zu spüren. Es gab Einquartierung, es mußten
Kontributionen an Heu, Hafer, Stroh, Holz geleistet werden, Zugtiere waren zu stellen,
auch wurden die Männer zu Schanzarbeiten herangezogen. Die französischen Soldaten
wollten zur Entschädigung für ihre Strapazen in den besetzten Gebieten gut leben, und
besonders die Offiziere stellten große Anforderungen an die Verpflegung. Begehrt war
vor allem das heimische Kirschwasser, das bei keiner Mahlzeit fehlen durfte. Gewaltige
Rechnungen legten zum Schluß die Wirte für Unterkunft und Verpflegung der ungebetenen
Gäste den Gemeinden auf den Tisch, und die Frage: Wer zahlt's? stand als ärgerliches
Problem dahinter. Die Schlußabrechnung am Ende der einzelnen Besatzungsperioden zeigte
allgemein große Verluste der Bevölkerung an Hab und Gut und als Ergebnis eine schwere
Verschuldung der betroffenen Gemeinden.

In einem Zirkular der Zivilverwaltung vom 26. Oktober 1796 liest man die Anweisung
: „Das bei Gelegenheit des Moreausrhen Rückzugs gefallene Vieh und allfällige
Menschen seyen gehörig zu begraben." In diesen Tagen wurde die Bevölkerung auch aufgefordert
, eine Aufstellung ihrer Verluste bei den Ämtern vorzulegen. Eine derartige
Verlustliste, ausgefertigt von der Familie des Michel Messmer in dem benachbarten
Schuttern, sieht beispielsweise so aus: Schaden durch die Patrioten (französische Truppen),
welche den 18. Brachmonat 1796 hier eingerückt: 1 anderthalbjährig Schwein, 6 Ellen
Kölsch, 2 Pfund blau Garn, 1 Pfund Baumwoll, 3 Vortücher, ein baumwollenes, zwei
simassene, 1 Paar neu Mannsschuh, 4 Pfund Anken, 1 seiden Halstuch, 1 weiss Brusttuch,
zwei Aufsätz Kappenbendel, 1 viermässige Essiggutter mit Essig. Gesamtwert der verlorenen
Sachen: 59 Gulden 2 Batzen. Alles in allem ein schwerer Verlust für einen kleinen
Mann.

Es gab aber auch Leute, die sich besser durch die schwierigen Zeiten hindurchbrachten.
Wir erwähnten bereits den Posthalter Volmar von Friesenheim, der dies auf elegante,
von seinen Mitbürgern freilich wenig geschätzte Weise zuwege brachte, indem er sich mit
den Besatzungsoffizieren auf guten Fuß stellte und so ungerupft durch die schlimmen
Jahre kam.

Die weitere Entwicklung brachte mit den Erfolgen Napoleons und der Gründung des
Rheinbundes die Einbeziehung der westdeutschen Länder in das französische politische
System. In Frankfurt wurden 1806 die Truppenkontingente ausgehandelt, die von den
einzelnen Landesfürsten als Bündnispartnern zu stellen waren. Badische Truppen kämpften
jetzt für die französische Sache in verschiedenen Feldzügen und auf den verschiedensten
Kriegsschauplätzen. Gefürchtet war damals vor allem eine Abstellung nach Spanien, wo
jahrelang ein heimtückischer, erbarmungsloser Kleinkrieg tobte. Schließlich nahmen badische
Truppen an dem verhängnisvollen Zug Napoleons nach Rußland teil und zahlten dabei
einen beträchtlichen Blutzoll.

Es folgten die Feldzüge der Verbündeten gegen Frankreich. Auch Baden war schließlich
dem Bund gegen Napoleon beigetreten und hatte für die militärischen Operationen zum
Sturze Napoleons 16 000 Mann zu stellen, dazu eine Reserve von 4000 Mann. Mit der
endgültigen Ausschaltung Napoleons ging dann diese von Kriegslärm erfüllte Zeit zu Ende.

Im Jahre 1843 erschien in Karlsruhe eine „Veteranenchronik der Krieger Badens". Sie
enthält in einem alphabetischen Verzeichnis die Namen der damals noch lebenden Männer,
die an den Feldzügen von 1792 bis 1815 beteiligt waren und denen jetzt die von Großherzog
Leopold gestiftete „Felddienstauszeichnung" verliehen wurde. Darunter befinden
sich aus Friesenheim: Michael Bähr, Michael Baumann, Jakob Erb, Georg Gilg, Leopold
Kunz, Christian Lindenlaub, Bernhard Nägele, David Sohn, Ferdinand Speer, Georg
Valentin Spiess, Andreas Wieber, Michael Wieber, Franz Winter — 14 Mann also, die
von ihren Erlebnissen hätten erzählen können. Leider verrät uns die Chronik nichts über
die näheren Umstände und das „wann" und „wo" ihres Kriegseinsatzes. So müssen wir
uns mit der Aufzählung ihrer Namen begnügen.

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