http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0067
Friesenheimerin mit Bändelkappc und Halstuch (kath.), nach einem Gemälde.
In den Kreis dieser Lieder könnte man auch einige alte Weihnachts-, Neujahrsund
Dreikönigsgesänge stellen, Stücke also, die an bestimmte Zeiten des Jahres
gebunden waren. Dann müßte man noch jene liedartigen Sprüche erwähnen, die,
wie das Pfingstsingen, in dunkel verworrenen Reimereien auf uraltes Brauchtum
hindeuten.
Nebenbei: Was man den Friesenheimern nachsagte, sie hätten früher einmal
ihren Gemeindestier bei lebendigem Leibe nachts um 12 Uhr an einem Kreuzweg
begraben, um eine Seuche abzuwenden, erwies sich bei einer näheren
Untersuchung als das Phantasieerzeugnis eines Witzboldes. Die amtliche Untersuchung
ergab, daß „bei der im ganzen Ort grassierenden Viehseuche auch der
gemeine Farrenstter daran erkrankte und krepierte. Da hat man denselben sogleich
aus dem Stall herausschleppen und nächst dabei an einem Weg mit Haut
und Haar, aber nicht lebendig und nachts zwölf Uhr, sondern abends grad vor
Nacht begraben lassen".
5 Die Ortenau
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