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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 69
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Paraden, und durch das Mittel des Rundfunks war jedem die Teilnahme daran
zugänglich gemacht. Dann kamen die Rückschläge und schließlich die totale
Niederlage.

Als den Alliierten die Invasion gelungen war und die Front im Westen einbrach
, rückte den Ortschaften im Grenzgebiet des Rheines der Krieg unmittelbar
auf den Leib. Eine Verteidigungsstellung sollte den Schwarzwald entlang ausgebaut
werden, und die Bevölkerung hatte auf Parteibefehl dabei mitzuarbeiten.
So begann Ende August 1944 das „Schanzen". An zwei bis drei Tagen in der
Woche wurde alles, was irgendwie arbeitsfähig war, auf Lastwagen nach dem
Ried geschafft, wo dann im Gelände Laufgräben ausgehoben und Stellungen angelegt
wurden. Um diese Zeit begann man auch mit der Errichtung von Panzersperren
an den wichtigsten Zufahrtstraßen des Ortes.

Um sich bei Fliegerangriffen und bevorstehenden Kampfhandlungen zu schützen,
begann man Mitte November damit, in Ortsnähe Stollen in die Mergelwände zu
graben. Die Leute hatten aber noch wenig Erfahrung im Abstützen solcher Gänge.
Dies wurde mehreren Bewohnern zum Verhängnis. Im hinteren Schaible gruben
einige Familien gemeinsam an einem solchen Unterstand. Dabei brach die Decke
ein, die Erdmassen stürzten nach und begruben die Eingeschlossenen unter ihrer
Last. Es kamen dadurch ums Leben: Frau Lisel Eckenfels, Frl. Eckenfels, Lorenz
Eckenfels und Joseph Zieser. Ihnen wurde der Ort, wo sie Schutz und Sicherheit
für sich erhofft hatten, zum tödlichen Verhängnis.

Daß der Krieg in unmittelbare Nähe gerückt war, zeigte sich an der erhöhten
Fliegertätigkeit. Das benachbarte Lahr war einigen Bombenwürfen ausgesetzt. Sie
sollten offenbar hauptsächlich die Kasernen treffen, jedenfalls galt dies für die
Abwürfe vom 2. Februar. Es wurde aber die daneben liegende Wäldinsche Fabrik
getroffen, die vollständig ausbrannte. Dabei kam ein Mann von Friesenheim ums
Leben, Hermann Eberle, der in dieser Fabrik arbeitete und viele Jahre den Weg
über den Berg nach seinem Arbeitsplatz gemacht hatte. In Friesenheim vernichtete
ein Bombenabwurf drei Wohnhäuser am Westausgang des Ortes. Unsere Gegend
lag jetzt auch im Bereich feindlichen Artilleriebeschusses. Es handelte sich um
Störungsfeuer aus dem Elsaß, das dem Truppen- und Nachschubverkehr auf der
rechten Rheinseite galt. Dabei gab es auch Schäden an einigen Wohnhäusern am
Ortsrand. Der Krieg, das bösartige Tier, kratzte sozusagen bereits an der Türschwelle
.

Bereits zu Anfang des Jahres 1945 war in den Ortschaften der Volkssturm aufgerufen
worden. Das Wort „Volkssturm" klang gefährlich genug. Aber was da
als letzte Reserve zusammengeholt wurde, waren ältere, meist kränkliche Männer
und ein paar halbwüchsige Burschen. Diese wurden in die Kasernen nach Lahr verfrachtet
(8. Januar), wo sie eine einfache Grundausbildung erhielten und dann, mit
unzulänglichen Waffen ausgerüstet, in die Rheinbunker bei Kappel und Nonnenweier
verlegt wurden.

Inzwischen mehrten sich die Anzeichen dafür, daß der feindliche Angriff auf
unser Gebiet unmittelbar bevorstehe. Als sich anfangs April das benachbarte

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