http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0132
Die Lokomotive „Zähringen" der Badischen Staatseisenbahnen, erbaut im Jahre 1844 von der Maschinenfabrik
Emil Keßler, Karlsruhe. Bei einer Anhängelast von 120 t erreichte sie eine Geschwindigkeit von
37 km/h. Dienstgewicht 32 t, maximaler Achsdruck 8 t. Mit ihr wurde die Eröffnungsfahrt Ottenburg—
Freiburg am 30. 7. 1845 durchgeführt. Der Führerstand ist ungeschützt. Auf dem Tender der Sitz für die
„Tcnderwache" mit Blick nach hinten.
herzogs, vier Laternen und als Besonderheit eine Signalpfeife, die durch eine
Luftpumpe mit Windkessel durch die Rotation der Räder angetrieben wurde, falls
der Großherzog einmal außerplanmäßig halten wollte.
Bezüglich der Ausbildung zum Lokomotivführer ist in den Notizen eines alten
badischen Post- und Eisenbahnbeamten zu lesen: „Es ist zu erwähnen, daß 1841
in Heidelberg ein englischer Mechaniker, gegen Vergütung von einem Louisdor
täglich, längere Zeit anwesend war, der die Aufgabe hatte, gelernte Schlosser zu
Lokomotivführern heranzubilden. Diesen Mechaniker sah man auf der Maschine
nie anders, als mit feinem Zylinderhut, noblen schwarzen Kleidern und weißen
Glacehandschuhen." Weiter ist zu lesen: „Der Lokführer stund ganz Preis ohne
allen Schutz auf der Maschine. Der Zugmeister und die Wagenwärter mußten auf
den oberen offenen Sitzplätzen der Wagen, der Zugmeister auf dem ersten Wagen
(Packwagen), gegen die Bahn und Maschine schauend, Platz nehmen. Welche
Wirkung der Rauch der Lok, Schnee und Regen auf den in der Nähe der
Maschine sitzenden Zugmeister ausübte, weiß Schreiber Dieses zur Genüge zu
würdigen, da er selbst diesen Dienst während sechs Wintermonate wahrnahm."
Bereits ein Jahr nachdem der erste Zug in Offenburg einfuhr, nämlich am
1. August 1845, konnte die Linie nach Freiburg eingleisig in Betrieb genommen
werden. Markantestes Bauwerk auf diesem Abschnitt war die Kinzigbrücke
bei Offenburg mit einer Gesamtlänge von 240 Fuß (= 72,00 m), unterteilt in
fünf Öffnungen zu je 43 Fuß (= 12,90 m), die mit einem Kostenaufwand von
90 000 Gulden erbaut wurde. Die fünf gußeisernen, flach geschwungenen Bogen-
konstruktionen ruhten auf vier gemauerten Mittelpfeilern. Sie sollte aber nicht
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