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engten den Querschnitt des Kinzighochwasserbettes doch zu sehr. Ein durchgehender
Eisenbahnverkehr war nach diesem Ereignis nicht mehr möglich, und es
mußte zwischen der Station Offenburg und dem Bahnwartshaus jenseits der
Kinzigbrücke für die Reisenden notgedrungen ein Umsteigeverkehr mittels
Pferdeomnibussen eingerichtet werden, während die Güter auf der Landstraße
von Offenburg bis Lahr-Dinglingen transportiert wurden. Doch bereits am
2. Oktober 1851 war eine eingleisige Notbrücke erstellt, und der durchgehende
Eisenbahnbetrieb konnte wieder aufgenommen werden. Die neue Kinzigbrücke
wurde dann im Jahre 1853 vollendet. Sie war im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin
frei gespannt, hatte als Seitenträger gitterförmige Rautenwerke, die ihr
den Namen „Gitterbrücke" verliehen. Aber auch ihr war keine allzu lange Lebensdauer
beschieden. Als Folge des zunehmenden Achsdrucks der Fahrzeuge war sie
bald überlastet; eine Veränderung lohnte sich bei dieser Konstruktion nicht mehr.
So wurde sie Anfang der achtziger Jahre durch eine neue Konstruktion ersetzt,
die aus zwei einzeln nebeneinander liegenden Bogenfachwerkbrücken bestanden
und der Eisenbahn in dieser Form lange Jahre dienten. Wenn wir die Geschichte
der Kinzigbrücken fortsetzen, so verdient erst wieder das Jahr 1934 Erwähnung,
als wegen der inzwischen immer schwerer gewordenen Lokomotiven und der
wesentlich erhöhten Fahrgeschwindigkeit die Brückenprofile verstärkt werden
mußten. Am 14. April 1945 erlitt sie dann das Ende so mancher Brücken: sie
wurde von der Deutschen Wehrmacht gesprengt, wobei die Widerlager völlig
zerstört und ihre l'räger so verformt wurden, daß sie nur noch Schrottwert besaßen
. Nachdem eine Behelfsbrücke längere Zeit den anfänglich notdürftig aufgenommenen
Nachkriegsbetrieb wieder ermöglichte, ist dann im Jahre 1952 die
heutige Kinzigbrücke als stählerne Bogenbrücke entstanden. Möge diese vierte
Brücke länger leben als ihre drei Vorgängerinnen!
Das Rechnungsjahr 1856, das zehnte Jahr nach der Eröffnung, brachte den
Badischen Bahnen einen Reingewinn von rund 2,4 Millionen Gulden. Diesen Verkehrsaufschwung
, den bereits 20 Jahre vorher List und Newhouse prophezeit
hatten, bekamen auch die Offenburger zu spüren. In diesem Jahre 1856 waren
von der Station Offenburg folgende Leistungen erbracht worden: 55 028 Reisende
waren in Offenburg eingestiegen, darunter 278 Militärs. Zwei Drittel dieser
Reisenden fuhren in nördlicher Richtung ins badische Unterland oder ins Rheinland
. Die Vorfahren der Offenburger müssen sparsame Leute gewesen sein, denn
nur 368 Personen lösten hier Billetts 1. Klasse (dies entspricht 0,6 % der Reisenden,
im Gegensatz zum Landesdurchschnitt von 2,42 %, vom damaligen Kehl mit
3417 1.-Klasse-Reisenden weit übertroffen). An Vierbeinern wurden 41 Stück
Großrindvieh, 35 Kleinrindvieh, 61 Schweine, 28 Kälber, 11 Schafe und die stattliche
Anzahl von 283 Hunden verladen.
Im Güterverkehr wurden im Empfang 168 804 Zentner und im Versand
115 290 Zentner gezählt. Die Gesamteinnahmen im Personen- und Güterverkehr
betrugen in diesem Geschäftsjahr zusammen 93 109 Gulden, wovon die Einnahmen
aus dem Güterverkehr mit 50 120 Gulden überwogen. Bemerkenswert war
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