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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 157
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große Strecken aber auch auf der Straße verlief, mal links, mal rechts, wurde es
bei der zunehmenden Motorisierung doch eher zu einem Verkehrshindernis und fiel
in Ungnade. Die Stadt Offenburg versagte 1957 die Erneuerung der Schienenkonzession
, und am 8. Juni 1957 — genau 59 Jahre nach der Eröffnung — wurde
die Strecke Offenburg—Schutterwald stillgelegt, und das Bähnli verschwand damit
aus dem Stadtbild. Am 11. Juli 1961 folgte der Abschnitt Müllen—Altenheim,
von der Bevölkerung teils froh, teils wehmütig verabschiedet. MEG-Busse übernahmen
den Verkehr. Ähnlich erging es ihm auch in Kehl und Lahr. Nachdem
schon am 1. April 1952 der Schienenverkehr auf dem Abschnitt Lahr Stadt—Seelbach
eingestellt worden war, wurde am 15. März 1959 der Abschnitt Kehl—Altenheim
und am 1. Oktober 1959 die Strecke Altenheim—Lahr Stadt und Kehl—Freisten
stillgelegt. Ganz ist aber das Bähnli nicht gestorben: Auf dem Abschnitt
Freistett—Schwarzach—Bühl fährt es noch heute mit bunten Wagen und wartet
dort beharrlich auf eine Auferstehung als Vollspurbahn mit Anschlüssen an das
DB-Netz in Rastatt und Bühl, um künftige Industrieansiedlungen in jenem Raum
bedienen zu können.

Der Zwang zur Rationalisierung veränderte auch in vielen anderen Dingen das
bisher gewohnte Bild: Einige Nachbarbahnhöfe wurden geschlossen oder sind in
unbesetzte Haltepunkte umgewandelt worden (z. B. Windschläg, Schutterwald,
Niederschopfheim, Ohlsbach), an Stelle der schwach besetzten Nahpersonenzüge
traten die Bahnbusse mit ihrer besseren Möglichkeit der Flächenbedienung, verschwunden
sind die gefährlichen Bahnübergänge, der „Hofweierer Übergang", der
der Zähringer Straße und der am Bahnhof Ortenberg, das melodische Bim-Bam
der Betriebsstellen ist ebenso verhallt wie der weithin hörbare dunkle Prärieton
der Pfeifen der Dampflokomotiven.

Allerdings zeichnen sich auch Maßnahmen ab, die schmerzlich für die Betroffenen
sind: Der Renchtalbahn droht die Stillegung, und die Auflösung des
AW Offenburg scheint unvermeidbar. Der Personalstand der in Offenburgs Eisenbahndienststellen
Beschäftigten ist von rund 4500 (1913) auf knapp 2000 (1969)
zurückgegangen. Die Durchführung des verkehrspolitischen Programms wird die
Zahlen der Beschäftigten noch mehr reduzieren. Dieses Programm wird aber
andererseits — so hoffen wir — den Bahnhof Offenburg in den Stand versetzen,
der ihm künftig als Knotenbahnhof im kombinierten Schienen/Straßenverkehr
zugedacht ist und zu dem ihm heute schon alle Voraussetzungen gegeben sind.
Und wenn hier noch die anderen lang gehegten Wünsche angefügt werden: die
Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn, der Halt aller hier noch durchfahrender
F-Züge und schließlich die Neugestaltung des Empfangsgebäudes in Verbindung
mit einer längst fälligen städtebaulichen Schaffung bzw. Einbeziehung eines Bahnhofsvorplatzes
(eine Frage, die Bahn und Stadt gleichermaßen berührt), dann wäre
an diesem Jubiläumstag der Offenburger Bahnanlagen nicht nur ein Blick in deren
bewegte Vergangenheit, sondern auch in ihre Zukunft getan.

Literatur- und Quellennachweis

Albert Kuntzcmüller: Die Badischen Eisenbahnen ........ 1953

Alber: Kuntzcmüller: Robert Gerwig ........... 1949

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