http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0162
Knollenartig verfestigte Gebilde im
Löß, genannt »Lößpuppen" oder „Lößkindel
".
nicht ganz unbedeutende Rolle. Vor dem Eis häufte sich zu jener Zeit, der durch
den Fallwind herabfallende Staub an, der den Eissedimenten und dem Schmelzwassersand
entnommen war. Durch die Pflanzendecke wurde er in seiner weiteren
Verwehung gehemmt, so daß er sich vor allem in Täler oder niederen Landschaftsmulden
in beträchtlicher Weise anhäufen konnte. So ist auch eindeutig seine sand-
haltige Beschaffenheit am besten erklärbar. Hinzu kommt, daß er neben Eiszeitsand
auch andere Bodenbestandteile aufweist, wie z. B. Lehm, Mergel, Kalk und
Eisen. Seine gelbliche Farbe ist ein kennzeichnendes Symptom, daß er durch
Eisensubstanzen gefärbt ist, und die überwiegend weiße Farbe ist dem dominierenden
Gehalt an Kalk zuzusprechen. Bisweilen kann man innerhalb unserer Landschaft
auf manchen Äckern oder Ackerrainen merkwürdig geformte Kugeln und
andere verfestigte Gebilde vorfinden. Es handelt sich dabei um die sogenannten
„Lößpuppen" oder „Lößkindeln". In der trockenen Jahreszeit steigt das Grundwasser
in den feinen Poren des Gesteins auf und durchtränkt die oberen Schichten.
Der ursprünglich fein verteilte Kalkgehalt wird in Form von Knollen, eben den
knollenartigen Gebilden, angereichert. Ein solcher Fundort von schönen Lößfindlingen
liegt an der Straße Rammersweier - Ebersweier. Es gehört nur ein wenig
Phantasie dazu, diese Gebilde nach ihrem entsprechenden Aussehen zu charakterisieren
und ihnen traumhafte Namen zu unterlegen, was nicht selten im Volk
geschieht. Denn gerade diese Findlinge fanden früher einmal ihren Platz an den
Krippenbauten, sie zierten sie in dekorativer Weise. Heute wird sich der Bauer
oder die Bäuerin kaum noch Zeit nehmen, zu Weihnachten ein kunstvolles Krippenspiel
aufzubauen, was vor einigen Jahrzehnten im Kinzigtal oder überhaupt
im Schwarzwald ein fester Brauch war. Elektrische „Christbaumkerzen" sind eben
vorteilhafter und neuzeitlicher und ebenso die vielen kitschigen Sternchen und
Männchen in ihren bunten Farben. So verlieren die natürlichen Lößgebilde an
heimatlichem Wert, ja an Tradition, und der jüngeren Generation bedeuten sie —
sofern sie sie kennen — ein alberner Klischee-Abklatsch verlorenen Brauchtums.
Der wandernde und suchende Geologe aber wird sie sicher in die Hand nehmen
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