http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0168
kömmlinge im badischen Land, zum Beispiel die Familie Dorer in Freiburg i. B. —
Bei allen Gengenbacher Quintenz zeigte sich besonders deutlich eine mehr
wie gewöhnliche technische Begabung, verbunden mit hoher Intelligenz, großer
Beflissenheit zur eigenen Weiterbildung und unermüdlicher Ausdauer z. B. bei dem
oben erwähnten Uhrmacherzweig.
Noch kräftiger und drängender als bei dem genannten Karl kam diese Begabung
bei seinem älteren Bruder, dem am 25. Februar 1774 in Gengenbach
getauften
Friedrich Alois Quintenz
zum Durchbruch. Alles Technische wurde seine Liebhaberei, die sozusagen veredelt
wurde durch eine gleichzeitig starke Neigung zu den technischen Grundwissenschaften
überhaupt, besonders der Mathematik und den Naturwissenschaften. Sein
Vater schickte ihn nach seinem eigenen Elementarunterricht in die damals weit
gerühmte „Schola philosophiae" der Abtei Gengenbach, wo Mathematik, die
Naturwissenschaften und andere Wissenschaften in eifriger Pflege standen. Sein
Wissensdrang war nicht leicht zufriedenzustellen, und seine Selbständigkeit und
Selbsttätigkeit zeigte sich schon früh darin, daß er sich selbst die ihm nötig
erscheinenden Hilfsmittel (Arbeitsmittel, Geräte) herzustellen versuchte.
Der Vater sah es gern, daß er dann als Novize ins Kloster Gengenbach eintrat
und später seine Profeß machte, wobei er den Klosternamen Coelestin annahm.
Die Tätigkeit der Benediktiner wurde von je geregelt durch den Leitspruch „bete
und arbeite". Für die vielen Arbeiten der umfangreichen Abteiherrschaft und ihrer
Verwaltung in Gengenbach, woran eben Mönche beteiligt werden sollten, waren
zuweilen gar nicht genug Insassen da. Zur Zeit des Paters Coelestin reichte der
klösterliche Personalbestand dafür aus, so daß Pater Coelestin seinen technischen
Neigungen unabgelenkt nachgehen konnte. Der Fürst-Abt erfuhr bald, worin die
begabungsmäßige Stärke seines jungen Clerikers bestand, und daß er für die
eigentliche Seelsorge sich weniger empfahl. Da für die sonstigen Arbeitsämter der
Abtei damals genug Mönche da waren, konnte von den Klosteroberen die ungewöhnliche
und in einem Kloster besonders seltene Neigung des Paters Coelestin
weitgehend gefördert werden.
Dies kam augenscheinlich auch dem technischen Betrieb der Abtei zugute. Da
man die Ergebnisse seines Könnens sah, wurden ihm zur Erweiterung seiner
Kenntnisse und Fertigkeiten die notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung gestellt.
Er durfte sich auch mit praktischer Mechanik, ihrer wissenschaftlichen Grundlage
und den erforderlichen Maschinen befassen, beziehungsweise er durfte sie selbst
herstellen und tat dies unnachahmlich geschickt. Hier war er in seinem natürlichen
Element.
Nach dem Empfang der ersten Weihen wollte der Abt Bernhard Maria
Schwörer, der als gebürtiger Gengenbacher wohl mit den Quintenz befreundet
war, den jungen Cleriker für eine auch im Kloster vertretbare Tätigkeit verwenden
. Dieser hatte sich durch seine übergewöhnliche Selbständigkeit im
Forschen sowohl in den Wissenschaften als auch in der sich daraus ergebenden
166
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0168