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Technik einen Namen gemacht. Die Möglichkeit für eine solche Verwendung bot
die Klosterschule. Deshalb verlieh ihm der Abt den Titel eines Mathematikprofessors
und übertrug ihm den Unterricht in Mathematik und in den Naturwissenschaften
an der Lateinschule der Abtei, genannt Schola philosophiae.
Es ist nicht sicher festzustellen, bis zu welchem Grad der priesterlichen Weihen
Pater Coelestin gelangt ist, aber offenbar hat er die letzte der sechs Weihen, die
eigentliche Priesterweihe, nicht mehr empfangen; denn später hören wir nichts
von irgendwelcher gottesdienstlicher Betätigung.
Das Jahr 1803 brachte die Aufhebung der Abtei Gengenbach, wobei der
badische Staat ihr Herrschaftsgebiet mit dem zugehörigen Besitztum übernahm.
Der Unterhalt der Mönche, der Gebäude usw. wurde früher aus den Erträgen
des Klosterbesitzes bestritten. Nach der Aufhebung der Abtei erhielt jeder Mönch
vom badischen Staat eine kleine Pension auf Lebenszeit, so auch Pater Coelestin.
Da dieser aber die eigentliche Priesterweihe nicht mehr erreicht hatte, wurde er
nicht wie die andern jüngeren Mönche in die Seelsorge der Pfarreien übernommen.
Er mußte daher in den bürgerlichen Stand zurücktreten.
Der letzte Abt B. M. Schwörer suchte ihm den Übergang ins bürgerliche Leben
zu erleichtern. Mit einem Empfehlungsschreiben schickte er ihn nach Straßburg. In
dieser großen Stadt bot sich leichter die Möglichkeit, einen geeigneten Beruf zu
ergreifen. Mit seinem Empfehlungsbrief ging Quintenz anfangs 1804 zu dem angesehenen
Bankherrn F. Kolb, der ihm dann auch weiterhin mit Rat und Tat
an die Hand ging. Dieser war ihm bei den schwierigen Anfängen seiner Existenzgründung
als selbständiger Mechaniker behilflich. Er mußte naturgemäß ganz
klein anfangen.
Im Elsaß wurde Quintenz wieder mit seinem früheren bürgerlichen Rufnamen
Alois benannt. In dem anregenden Straßburg hat er einen guten Teil seiner Zeit
technischen Studien, die jetzt auf praktisch verwertbare Ergebnisse zielen mußten,
sowie weiterführenden Plänen gewidmet. Seine erfinderischen Ideen mußten erst
langsam ausreifen. Dabei konnte ihn seine Jahresrente vor größerer Not bewahren
und ihm eine gewisse Unabhängigkeit verleihen.
Durch Vermittlung des Bankhauses Kolb gewährten ihm verschiedene Leute
kleinere Darlehen, damit er eine Werkstatt einrichten und seine Versuche und Erfindungen
erproben konnte.
Die Engländer hatten sich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts durch praktische
, gut eingeführte technische Maschinen vor allen Ländern des Festlandes einen
das Wirtschaftsleben Europas beherrschenden Vorrang verschafft. Napoleon I.
wollte ihre wirtschaftliche Vorherrschaft, die zugleich eine unangenehme Abhängigkeit
bedeutete, vor allem in Spinn- und Webmaschinen brechen. Um die einheimischen
Erfinder kräftiger anzuregen, setzte er 2 Millionen Franken als lockende
Preise aus. Auf dem Gebiet der Hanfspinnerei versuchte sich auch Alois Quintenz.
Seine Erfindungen waren zwar erfolgreich, haben sich jedoch auf die Dauer nicht
durchgesetzt.
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