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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 169
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Zuerst machte er sie wie die große in rechteckiger Gestalt. So war sie indessen
nicht bequem zu bewegen und versprach daher nicht den gewünschten Massenerfolg.
Seine Abänderungsversuche führten ihn schließlich zur Trapezform, die sich rasch
durchsetzte und bis heute im wesentlichen beibehalten wurde. Als Quintenz diese
Erfindung vollendet hatte, sagte er zu seinem Teilhaber: „Gib acht, diese Waage
wird ihren Weg durch die ganze Welt nehmen!" Diese Voraussage hat sich dann
auch wirklich erfüllt. Sogar in einem zeitgenössischen Steindruck ist sie festgehalten
worden: „Tragbare Brückenwaagen zur Verwendung im Handel, erfunden
von Alois Quintenz, Mechaniker in Straßburg. Auf Stein graviert durch A. Bochen
fils, 1821."

Als erste versahen sich die fortschrittlichen Fabrikanten des Oberelsaß, die
Gründer und Förderer der Manufakturindustrie, mit diesem nützlichen und handlichen
Hilfsmittel, welches das Wägen beträchtlich erleichterte. Diese Tätigkeit
wurde immer bekannter, und bald legten sich auch zahlreiche andere Geschäfte
und vor allem auch die Bauern eine solche Hauswaage zu.

Im Bankhaus Kolb hatte er einen kleinen Bankbeamten kennengelernt: Friedrich
Rolle. Als Quintenz seinen Betrieb wegen der vielen Aufträge vergrößern
mußte, machte er jenem den Vorschlag, sich an dem Großunternehmen, das er
gründen wollte, zu beteiligen.

Rolle übernahm dann tatsächlich die kaufmännische Leitung und stellte die
notwendigen Mittel und Kredite bereit. Inzwischen hatte unser Erfinder auch seine
Werkstätte in die Glacieres verlegt, wo er schon seit einigen Jahren wohnte. Diese
Werkstatt wurde nun vergrößert, und bald beschäftigte er über ein Dutzend
Arbeiter.

Dabei erfreute sich Quintenz stets der kräftigsten und unerschütterlichsten
Gesundheit. Kleine Erkrankungen beachtete er daher kaum. Durch seine Unvorsichtigkeit
zog er sich eine schwere Lungenentzündung zu. Es war gerade die Zeit,
wo ihm das Glück kräftiger zu lächeln begann, ihn aber auch unentwegt an seine
Arbeiten fesselte. Jedoch die Wucht der Krankheit bezwang den gesundheitlich so
leichtsinnigen Mann in der Vollkraft seiner 48 Jahre. Unversehens ereilte ein vorzeitiger
Tod am 28. April 1822 den unermüdlichen Schaffer und Planer neuer Erfindungen
, die dann leider nicht mehr zur Ausführung kamen.

Sein kaufmännischer Teilhaber Friedrich Rolle verband sich nach seinem Tode
mit dem berühmten Uhrmacher Schwilge von Schlettstadt. Das von Quintenz begonnene
Unternehmen wuchs wirklich zu einem Großbetrieb heran, wurde zur
Societe Alsacienne de Constructions Mecaniques de Strasbourg, das später nach
Grafenstaden verlegt wurde, wo es heute noch blüht.

Quellen: Letztes Protokollbuch der Abtei Gengenbach im Generallandesarchiv
Karlsruhe; E. Sitzmann, Dictionnaire de biographie des Hommes celebres de l'Alsace,
Bd. II; F. Rolle, Lebensbeschreibung von Quintenz; Alfons Quintenz, Mitteilungen über
die Familie Quintenz; F. Engesser, Warum Quintenzstraße? Der Kinzigbote vom 12. Dezember
1961.

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