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Grenzstein Nr. 5 des Burgfrieden
zu Schenkenzell am Bühlberg.
Zeichnung: H. Fautz
der Grenzstein Nr. 5. Er steht oben im Bühlhofwald. Der Stein ist aus einem Stück Buntsandstein
gehauen und noch sehr gut erhalten, trotz seines Alters von über 250 Jahren.
Sein Sockel steckt im Waldboden, ragt aber etwa 20 cm aus demselben heraus. Er geht
mit einer Fase in den rechteckigen Stamm über, der im Querschnitt 25 x 30 cm mißt und
eine Höhe von 82 cm hat. Alle Seitenflächen sind glatt gehauen, sind schmucklos. Die
Inschriften sagen aus, welche Bewandtnis es mit dem Stein hat. Auf einer Breitseite ist in
Großbuchstaben in zwei Zeilen das Wort „B VRG-FRIT" eingehauen. Die eine
Schmalseite trägt die Zahl 1715, das Jahr, in welchem der Stein an Stelle eines alten,
wohl verwitterten Vorgängers gesetzt wurde. Die Gegenseite zeigt die Ziffer 5. Wir haben
den Stein Nr. 5 in der Reihe der Untermarkungssteine des Burgfrieden zu Schenkenzell
vor uns. Auf der gewölbten Deckfläche stoßen in stumpfem Winkel die tiefen Kerben,
welche den Grenzverlauf andeuten, zusammen.
Ähnlich wie bei der benachbarten Burg Schiltach (siehe „Die Ortenau", 48. Jahrgang
1968, Seite 186) war auch bei der Schenkenburg ein Gebiet als Burgfriede ausgewiesen.
Diese ist eine alte hohengeroldseckische Anlage. Walter I., Herr zu Hohengeroldseck, hatte
im Jahre 1265 die Herrschaft Schenkenzell von Konradin, dem letzten Hohenstaufe, käuflich
erworben. Die Hohenstaufer hatten diese Herrschaft nach dem Aussterben der Zähringer
im Mannesstamm mit Berthold V. im Jahre 1218 als ledig gewordenes Lehen an
sich gezogen. Die Schenken zu Zell, erstmals mit H(ermannus) pincerna de Celle im Jahre
1244 erwähnt, waren wohl zuerst zähringische Lehnsmänner, von denen sie ihre Herrschaft
als Lehen trugen, wurden nach 1218 Dienstmannen der Grafen von Freiburg und nach
1265 solche der Hohengeroldsecker. Graf Egeno IV. von Urach war verheiratet mit Agnes,
der Schwester des ebengenannten Berthold V. Diese erbte nach ihres Bruders Tod einen
großen Teil des zähringischen Besitzes, doch ohne die Herrschaft Schenkenzell, da diese
ihr von den Hohenstaufern mit Erfolg streitig gemacht wurde.
Schenkenzell blieb hohengeroldseckisch bis zum Jahre 1498. Gangolf von Hohengeroldseck
und seine Frau Kunigunde von Montfort verkauften in diesem Jahre die Herrschaft
um 1400 fl. und 200 fl. Zugeid an den Grafen Wolfgang von Fürstenberg, noch ohne die
Schenkenburg. Dieses Vorbehaltsgut mit der Kastenvogtei des Klosters Wittichen ging im
Jahre 1500 um 920 fl. an denselben Käufer über. Die Herrschaft Schenkenzell blieb
fürstenbergisch bis zum Jahre 1806, dann wurde sie dem Land Baden einverleibt. Unser
Grenzstein stammt also aus fürstenbergischer Zeit.
Als Erbauer der Schenkenburg darf Walter I. von Hohengeroldseck angesehen werden.
Er ist als Burgenbauer bekannt. Sie war ein wehrhaftes Schloß, 1301 „Schenckenzell die
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