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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 246
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0248
als 300 Jahren ein Gelehrter aufgesucht, vermessen, eine Planskizze davon gefertigt
und mit einer Erläuterung versehen, die sogar seine Entstehung zu erklären
versucht. Es war der aus Basel stammende evangelische Geistliche Johann Jakob
Mentzinger, ein sehr kenntnisreicher Mann, mit künstlerischer Handfertigkeit begabt
. Seine mathematische Begabung ließ ihn in seinen Mußestunden zu einem
tüchtigen Zeichner und Geometer heranreifen. Im Jahre 1650 erhielt er von Graf
Friedrich Rudolf von Fürstenberg mehrere Aufträge zu Vermessungen und Anfertigung
von Skizzen im oberen Kinzigtal und im Wolftal; darunter auch der
zuvor noch nie vermessene Glaswaldsee. (Mentzingers Original-Karten befinden
sich heute noch im Fürstl. Fürstenbergischen Archiv in Donaueschingen.)*)

Gerade dieser Auftrag fiel Mentzinger und seinen Gehilfen nicht leicht, denn
die Gegend dort oben war zu jener Zeit noch sehr unwegsam, verwildert und von
Wölfen gefährdet. Zu den Vermessungen und Skizzierungen, die sich über mehrere
Wochen hinzogen, bediente er sich der damals neuen Methode des holländischen
Gelehrten Snellius von Leyden. Auch benützte er selbstgefertigte genaue Instrumente
. Der stille Waldsee machte einen solchen Eindruck auf ihn, daß er sich
nicht nur mit der trockenen Berechnung und Zeichnung begnügte, sondern auch der
Entstehung des Sees nachsann. Er bemerkte, daß der See wohl einen Abfluß, den
in die Wolf mündenden Seebach, aber keinen sichtbaren Zufluß hatte. So kam er
zu dem Schluß, daß vom höher gelegenen Waldgebiet und der in 960 m hoch
liegenden Seewaldebene Schnee- und Regenwasser langsam durch das lockere
Geröll in den See sickert. Das stehende Wasser hat keine Reinigungsmöglichkeit,
daher die unheimlich schwarze Farbe und die Unmöglichkeit jedes Fischlebens. In
früheren Jahrhunderten soll das Wasser des Sees durch zeitweises Ablassen der
Flößerei gedient haben.

Die Vermessung der Seebreite ergab 230, die der Seelänge 300 „gemeiner
Schritt". Von der Tiefe des Sees hatte Mentzinger noch keine Ahnung. Viele Jahrhunderte
sprachen die Menschen von einer unergründlichen Tiefe, wie das bei
allen dunklen Gewässern der Fall ist. — Erst 243 Jahre später machte Prof. Dr.
Halbfaß eine glaubhafte Lotung und maß 11 Meter Tiefe. (Zum Vergleich: Mummelsee
17 m, Feldsee 32 m.)

Der Name Glaswaldsee ist nicht sehr alt, er kommt von einer früher im Seebachtal
betriebenen Glashütte. Ab und zu hört man auch die Bezeichnung:
„Rippoldsauer Wildsee", das kommt daher, daß er im Jahre 1743 die Dämmung
durchbrach und im Seebachtal großen Schaden anrichtete, zumal der Seebach ein
Gefälle von 400 Meter hat. Wie an den Mummelsee, so hat das Volk auch an den,
an Nebeltagen geradezu unheimlichen Glaswaldsee allerlei Sagen geknüpft; es
sind meist Sagen voll Melancholie und düsterer Vorahnung. Dagegen bezeichnete
der Schwarzwaldschriftsteller Hansjakob, der den Glaswaldsee 1897 selbst besuchte
, als den schönsten Bergsee des ganzen Schwarzwaldes.

Zu Mentzingers Zeit, also um 1650, war das ganze Kniebisgebiet mit seinen
riesigen Wäldern um vieles wilder und einsamer als heute. Nach einem Bericht von

*) Siehe „Die Ortenau" 1941, S. 64—78.

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