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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 290
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trägliche Pfarrpfründen zu vermehren. Dies war ein Mißstand, der sich krebsartig in der
Kirche auswirkte. Das mag wohl auch Kanonikus Albert in seinen letzten Lebensjahren
empfunden haben, und deshalb war er bemüht, durch Gründung der Kapelle in Hausgereut
und Schenkung der Dotalgüter hierin einen Ausgleich zu schaffen. Für Kork, das
eine ganz bedeutende Pfarrei war, wurde eine kleine Erörterung aufgespart. Dazu gaben
der Ortsname, die Größe des Pfarrsprengels sowie sein Kirchenpatronat den Anstoß.

Im oben erwähnten Privileg König Childerichs für die Frauenabtei St. Stephan in
Straßburg (719—721?) wird Choreka als Besitz dieses Stiftes angeführt. Eine Parallelform
dazu bieten die Ortsnamenformen Hepheka (762) und Chefecha (767) für Epfig und
Muzzea (1007) für Mutzig, zwei im Elsaß gelegene Städtchen. Ihre ursprüngliche Namensform
Curciacum ( = Kork), Appiacum (= Epfig) und Muttiacum (= Mutzig) war mit
dem acum-Suffix gebildet und weist damit auf deren gallorömische Entstehung.

In einer Aufzeichnung des Straßburger St.-Thomas-Stiftes aus dem Anfang des
11. Jahrhunderts erscheint für Kork, wo es einen Hof hatte, die Namensform
Chorcho23), und laut Zeugnis des 12. Jahrhunderts besaß Kloster Eschau ebenfalls
einen Hof in „Corkhe" 24). Mit diesem war wohl das Patronatsrecht der Äbtissin
von Eschau verbunden. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß die Ortsnamenform
„Choreka" der Zeit König Childerichs entspricht und zum echten Bestandteil
des von diesem ausgestellten Privilegs gehört. Sie legt obendrein den Schluß nahe,
daß Kork schon in gallorömischer Zeit bestand.

Für das sehr hohe Alter von Kork spricht übrigens auch der Umfang seines
Pfarrsprengels. Zu ihm gehörte, wie durch Urkunde von 1379 bezeugt ist, auch
sein nördlicher Nachbarort Querbach25). An dem Weg, der von hier weiter nordwärts
nach Holzhausen und Hausgereut führte, lagen als Zwischensiedlungen die
Dörfer Bodersweier und Zierolshofen26). Auch diese muß in ältester Zeit der
Pfarrbezirk von Kork umschlossen haben, denn eine Mutterpfarrei und ihre
Filialen stellen keine geographisch gelockerte, sondern eine lückenlos geschlossene
Einheit dar. In der Nordrichtung lagen demnach fünf Filialorte27) von Kork. Als
östliche Filiale ist Legelshurst (1364) zu nennen. Nach Zeugnis von 1447 gehörten
außerdem noch die Dörfer und Höfe Dachshurst, Sitzenhofen, Hofernhurst, Hil-
trachtzhofen, Wesenrode und Schönhurst zum Korker Sprengel28). Mit dem Hof
Dachshurst, Gemeinde Eckartsweier, ist die Südgrenze der Pfarrei angedeutet.
Alle vorhin angeführten Filialen von Kork tragen germanische Namen, die dazu
noch Licht auf ihre Entstehungsart fallen lassen. Die weite Ausdehnung der ursprünglich
sehr dünn besiedelten Pfarrei Kork ist ein untrüglicher Beweis dafür,

23) ÜB Straßburg I, 44 und 52: et qucndam vero curtem nominatum Chorcho.

24) RcgBStr I, 228 und 56.

25) Nach Urkunde 21. III. 1379 gehörte Querbach zur Pfarrei ville Korge. UB Straßburg VII, 521, Anmerkung
1. Straßburger Bürger, die in Kork ansässig waren, gehörten laut Urkunde vom 9. X. 1377 „zu
dem Kirchspei zu Korcke". Ebenda, V, 950 und 1304. Zu Bona in villa Korcke vgl. Urkunde vom 17. IV.
1391. Ebenda, VII, 735 und 2546.

26) Zu Bodersweier, wofür 1226 ein Gunterus s. Johannis Baptiste in Boderswilre humilis plebanus
erwähnt ist, siehe Krieger, I, 230. Die St.-Johann-Baptist-Kirche in Bodersweier ist zweifellos alt. Krieger,
II, 1545, Zierershovcn Parochie Lingiess (Linx) 1443.

27) Nach Zeugnis von 1364 gehörte Legelshurst zur Pfarrei Kork. Krieger, II, 41. Bau einer Kapelle
daselbst 1441 begonnen.

28) Krieger, I, 1251. Sitzenhofen parochie ville Korg, für 1412 bezeugt. Ebenda, II, 1015.

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