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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 291
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daß ihre Gründung in die Christianisierungszeit fällt, daß sie, eine Großpfarrei,
als Urpfarrei anzusprechen ist29).

Diese Feststellung erhält eine weitere Stütze in dem Patronat der Pfarrkirche.
Sie ist dem Schutz des Märtyrers Dionysius, des fränkischen Nationalheiligen, unterstellt30
). Es waren vermutlich fränkische Missionare, welche das Christentum in
der wohl noch halb erhaltenen Römersiedlung Curciacum einführten und auch
den Grund zur Pfarrei legten31).

Den Schluß unsrer Beweisführung bilde folgende Überlegung. Als Kork um 710
an die von Herzog Adalbert (f 722) gegründete Frauenabtei St. Stephan in Straßburg
kam, besaß es schon eine Kirche mit Dionysius als Patron. Wäre deren
Gründung durch diese Abtei erfolgt, so hätte deren Patron St. Stephanus, wie in
den elsässischen Besitzungen, auch hier als Besitzkennmarke zweifellos das Pfarr-
patronat übernommen.

Auffällig in der Regelung von 1283 ist dies, daß das Kirchweihfest von Kork,
an dessen Feier sich die zwei nur noch lose mit der Pfarrei verbundenen Filialen
Hausgereut und Holzhausen zu beteiligen hatten, gerade auf einen Tag fiel —
nämlich am Fest der hl. Brigida —, da im nahen Schottenkloster Hönau diese
Heilige festlich geehrt wurde. Klosterpatron war der hl. Michael, und weil Hönau
seit seiner Gründung (722) eine Hauptreliquie der hl. Brigida von Kildare in
Besitz hatte32), dienten diese beiden Heiligen ebenfalls zur Kennzeichnung der
vom Kloster gegründeten Kirchen33). Da die Dörfer Diersheim bei Hausgereut
und Urloffen, östlich von Kork, das Fest ihrer Schutzheiligen Brigida feierten34),
war es vielleicht Berechnung, wenn Kork durch eigene Feier die Parochianen zum
Kirchgang verpflichtete. Aus der Tatsache, daß Honaus Kirchengründungen Diersheim
und Urloffen am Nordwest- bzw. Ostrand des Korker Pfarrsprengels erfolgten
, mithin diesen übersprangen, ergibt sich als weiterer Schluß, daß die Pfarrei
Kork schon vor Hönau (722) bestand35).

29) Auf die spärlich besiedelte Ortenau wies Langenbeck, 31, hin.

30) In Betreff der alten Dionysiuskirchen des Elsaß siehe Pfleger, Pfarrei, 35; ferner Barth, Handbuch
1954 (Register). Zum Dionysiuspatronat in Kork vor der Reformation siehe Krieger, I, 1251. Nach dem
„Wappenbuch des Kreises Kehl" zeigt „das älteste, jedoch nur fragmentarisch erhaltene Gerichtssicgel von
Kork, von 1504, den hl. Dionysius, den einstigen Kirchenpatron der Gemeinde, der in den Gerichtssiegeln
bis 1782 dargestellt ist". Für die gütige Zustellung dieser Angabe stehen wir bei Herrn Wilhelm
Mechler, Studiendirektor zu Kehl, in Schuld.

31) Elsässischer Einfluß machte sich durch das fränkisch eingestellte Herzogtum wie durch das politisch
gleich ausgerichtete Bistum Straßburg in Kork wie auch sonst in der Ortenau spürbar. Vgl. dazu auch
Langenbeck, 31 f., mit Hinweis auf Aufsätze von Th. Mayer und Heinrich Büttner.

32) Zur Geschichte des Brigidenhauptes siehe Karleskind, erwähnt in: Barth, Handbuch, 601.

33) Betreffs der Brigidakirchen im Elsaß sei verwiesen auf Pfleger, Pfarrei, 87, und Barth, Handbuch, 1950.

34) Zu den St.-Brigida-Kirchen in Baden vgl. Louis Gougaud, Le culte de sainte Brigide de Kildare, in:
Archiv für elsässische Kirchengeschichte, 11 (1936), 44 f.

35) Kork, der verlängerte Brückenkopf von Kehl, ist nach Langenbeck, 30, „wohl als gallorömisch"
anzusehen. Die alte, heute evangelische Kirche von Kork steht auf dem Nordrand des Korker Bühls. Bei
der Anlegung einer Zentralheizung wurden unter dem heutigen Kirchenboden noch drei weitere Böden
angeschnitten. Reste römischer Leistenziegel konnte der Kreispfleger für Ur- und Frühgeschichte, Zahnarzt
Klaus Hornung von Kehl, aus der angefallenen Schuttmasse heben. Gütige Mitteilung von Oberlehrer
W. Gräßlin, Kork.

Kehl-Kork war ein militärisches Vorwerk und stand im Schutze des römischen Argentorate. Schon Johann
Beinert, Geschichte des badischen Hanauerlandes unter Berücksichtigung Kehls (1909), sah in der Kirche von

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