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geweckte Junge kam durch den Rat- und Landschreiber Neßler in Kork in herrschaftliche
Dienste als Schreiber, um später nach Buchsweiler in die fürstlich-
hanauische Kanzlei versetzt zu werden.
Im Jahre 1782 wurde er Regierungs- und Konsistorialkanzlist und konnte somit
eine Familie gründen. Er verheiratete sich im Februar 1783 mit der Tochter Charlotte
des fürstlichen Hofschneidermeisters Sebastian Steinweg. Sie schenkte ihm
zwei Töchter, Dorothea und Friederike, letztere starb bald nach der Geburt. Im
Jahre 1791 wurde er zum Regierungsbottenmeister ernannt, doch im selben Jahre
mußte er den Tod seiner Gattin beklagen.
Zu dieser Zeit begann sich die Französische Revolution jenseits des Rheines auszuwirken
, so daß die fürstliche Regierung und das Konsistorium getrennt und ein
Teil davon nach Pirmasens verlegt wurde, wohin Zuflucht im Januar 1792 folgen
mußte. Auch die Rentkammer wurde geteilt und der eine Teil nach Darmstadt
verlegt, während alles andere in Buchsweiler verblieb. Noch 1792 kehrte Zuflucht
an seine alte Stelle in der Kanzlei in Buchsweiler wieder zurück und verheiratete
sich dort mit Charlotte König, die ihm späterhin weitere zwei Töchter schenkte.
Zur selben Zeit wurden im Elsaß alle außerfranzösischen Herrschaftsgebiete aufgehoben
und damit auch die Lande der Landgrafen von Hessen französisch. „Die
im Dienste des Herrn Landgrafen gestandenen Personen wurden verfolgt und
theils in die Gefängnisse gesperrt, verwiesen und hingerichtet; theils sie sich verborgen
halten oder wurden bei der neuen Regierung angestellt. Das übrige übergehe
ich mit Stillschweigen. Im Oktober 1793 drangen die deutschen und preußischen
Armeen in das Elsaß bis nach Buchsweiler; den 19. November zogen sie sich
aber wieder bis Hagenau und noch im selbigen Jahr über den Rhein zurück. Aus
Angst und Furcht vor dem gewaltsamen Hinrichten und schuldiger Treue gegen
den Landesfürsten giengen oder liefen denn auch fast alle fürstlichen Bediensteten
über den Rhein; verließen theils Haus und Hof, theils liesen auch sogar Weib und
Kinder zurück im Elsaß. In diesem Fall befand auch ich mich, da ich Frau nebst
drei Kindern zurücklassen mußte, und bis jetzt nicht das geringste von ihnen
erfahren konnte. Man hört schon, daß sehr viele Personen hingerichtet worden.
Diejenigen, so aus Furcht oder sonst aus dem Elsaß und ganz Frankreich fort über
den Rhein herüber sind, werden Emigranten oder Auswanderer genannt, und ihr
zurückgelassenes Vermögen von der französischen Nation, die seit der Hinrichtung
des Königs sich Republik nennet, weggenommen. Nachdem ich also am 19. November
mit leerer Hand aus Buchsweiler die Flucht nehmen mußte, begab ich mich
wieder nach Kork zu meinen Eltern und bezog von Ihro H. D. dem jetztregierenden
Landgrafen, einen Jahresgehalt fort."
Gerichtsschultheiß in Kork
Bald nach seinem Erscheinen in seiner Heimat Kork sollte sich ihm eine neue
Aufgabe ergeben. Nach dem Abgange des alten Schultheißen lieh setzte ihn die
Herrschaft als einstweiligen Gerichtsschultheißen in dem Gericht Kork mit den
vier Gemeinden Kork, Neumühl, Odelshofen und Querbach ein. Ausgerüstet mit
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