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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
49. Jahresband.1969
Seite: 299
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1969/0301
Schiffbruck. Die Franzosen wehrten sich außerordentlich und die Kaiserlichen nahmen
sehr viel zu Gefangenen. Die Verwirrung war groß in Kehl, die Burger wurden fast mit
den Franzosen zusammengeschoßen. Die Kaiserlichen fiengen hierauf auch an zu plünderr
und ehe man sichs versähe, kam der französische General Schauenburg von Straßburg mit
Hilfstruppen. Kaum kam vorher die Nachricht, daß Kehl über sey, so retirirten die
Kaiserlichen Truppen in aller Eile von Kehl her und zurück, was Kaiserlich war.

Gleich Vormittag kamen schon wieder französische Patrouillen. Ich mußte mich stellen,
und wurde zum Willkomm gleich auf der Gasse ausgeplündert. Die Schuh samt Schnallen,
Geld und Schnupftuch . . . Zween wollten mich und den jungen David Pfrimmer tod
schießen, weil .. . Dieser Tag hatte noch viele traurige Gegenstände für mich. Alle Leute
verschlupften sich und liefen zum Theil fort, aber ich mußte beständig auf dem Plaz
bleiben. Ich mochte mich hinschlupfen, wo ich wollte, fand man mich."

„Am Morgen des 19. kam eine kaiserliche Patrouille, da mußte gleich Brandwein
herbei. Hernach kamen wieder französische Patrouillen, auch sie hatten Durst. Ebenso
ging es am 20. zu; allerlei Patrouillen fanden sich ein, und alle begehrten Brandwein,
Wein, Essen und Fourage." Am 22. „Früh kam eine deutsche Patrouille, fragte nach den
Franzosen. Da ich nie aus dem Zimmer gieng bei Nacht, so sagte ich allemal zu Deutschen
und Franzosen, daß ich mich in ihre Sache nicht einmische und ich nicht nachsehe, wo sie
sich aufhalten. Gleich darauf kamen Franzosen, die ritten nach Odelshofen, wo 2 davon
gefangen wurden." So ging es jeden Tag, am 24. kamen auch „von denen Land Milizen
aus dem Gebürg, welche sehr grob gegen uns waren". Und unterm 26. bemerkt Zuflucht
von ihnen, „die uns mehr ums Saufen gequält haben als alle andere". Am 30. September
„kamen 2 Chasseurs ä Cheval und 2 ohne Pferd, die uns nicht gefielen". Tags darauf
kamen am „Morgen 30 französische Reuter — nachher 20 deutsche. Am Mittag kamen
viele von Kehl und plünderten. Mittels eines douceurs (Geldgeschenk) haben 2 Reuter
die Volontaire abgetrieben. Nachmittags kamen mehrere, die im Ochsen anfiengen zu
rauben, wurden aber von der Landmiliz überrumpelt, 2 davon todgeschossen, 10 gefangen
mit nach Willstett genommen, etliche sind entkommen". Beim Wiedererscheinen
der Landmiliz mußte man in Willstätt drei Ohm Wein holen lassen, weil es hier keinen
Tropfen mehr gab.

So ging es Tag für Tag, doch vom 6. Oktober ab erschienen besonders starke deutsche
Patrouillen, vorwiegend am 8., denen dann auch der Generalstab des Erzherzogs Karl
folgte, und abends wurden 7 Pikete ausgestellt. Am folgenden Tag wurde Sundheim von
den Kaiserlichen besetzt, während hier 1000 Mann einquartiert wurden. Am 10. Oktober
kam dann der Erzherzog selbst. Und nun erschienen noch 4 Kompanien Kroaten und
2 Eskadron Chevaux Legers von Karaczai. Die Offiziere zehrten auf Kosten der
Gemeinde im Schwanen, jedoch die Witwe hatte den Wirtschaftsbetrieb eingestellt. Vom
12. ab mußte Zuflucht täglich 52554 Laib Brot, 786 Bund Heu und 907 Sester Hafer beischaffen
. Schanzer, Holzfäller, Fuhren, Ein- und Umquartierungen, Versorgung der
Pikete waren dauernde Erfordernisse. Die Ankunft des Generals Baillet de Latour in der
Nacht vom 30. Oktober erforderte Umquartierungen, er wurde im Amthaus einquartiert.
Am 4. November kam es zum ersten Gefecht vor Kehl. General Colloredo wurde am
14. in das Haus der Frau Superintendentin Oppermann gelegt.

Handelsmann Billet und Hürtault forderten am 15. November wiederum den Betrag
von 2650 fl. für den Zehnten des Dorfes, doch merkwürdigerweise wurde unterm 17. auch
durch seinen rechtmäßigen Bezieher, den Domkapitularischen Schaffner Kusterer von
Offenburg, für das Jahr 1796 eingefordert.

Unterm 22. November wird berichtet: „Das General Commando vollendet hier einquartiert
. Gleichzeitig machten die Franzosen bei Sundheim einen Ausfall aus Kehl und
sind beinahe bis zum Rappenhof vorgedrungen. Des Hl. Erzherzog Karl K. H. kamen
aber noch zeitlich von Offenburg und vereitelten den Ausfall. Unser Gnädigster Herr
Landgraf waren auch von Bischofsheim hier und kamen so nahe zu der Affaire, daß eine
französische Kanonenkugel den auf dem Beipferd gepakten Mantel durch und durch

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