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Heilbehandlungen die Einrichtungen doppelt zur Verfügung, für neuere Erfordernisse
fehlten dagegen die Räume. Nunmehr plante man auch, einen Bezirk des
Erholungsgebiets von Kurgarten und Allee links der Oos in das vom Verkehr
abgewandte Rotenbachtal zu verlegen. So entstand dort ein neues Kurviertel, an
dessen Eingang das „Neue Augustabad" erbaut wurde. Dieses Haus bietet die
medizinisch neuesten Möglichkeiten der Behandlung, unter anderem im Dachgeschoß
ein Thermal-Bewegungsbad.
Um dem chronischen Mangel an Räumen im Kurhaus wirkungsvoll zu begegnen,
bestimmte man einen Flügelbau des ehemaligen Hotels Stephanie zum „Haus des
Kurgastes", worin auch die Büroräume der Kurdirektion vereint sind, und erstellte
daneben ein besonderes Kongreßgebäude. Dieses Haus soll Baden-Badens
wachsender Bedeutung als Tagungsort wissenschaftlicher und kommerzieller Zusammenkünfte
gerecht werden.
Längst war das Schwimmbecken des Freibads bei der Schillerbrücke für den
Andrang der Besucher zu klein geworden. Eine Erweiterung an Ort und Stelle
versprach keine wesentliche Abhilfe. Nun gehörte schon Unternehmungsgeist dazu,
hoch oben an einem Berghang, wo natürlicher Wasserzufluß fehlte, ein geräumiges
zweites Freibad anzulegen. Durch Dr. Schlappers wagemutigen Zugriff wurde das
Projekt zur Wirklichkeit; heute gilt das „Hardbergbad", im Westen der Stadt auf
sonniger Höhe liegend, mit seinen ausgedehnten Liegewiesen und dem weitreichenden
Rundblick als eines der schönsten Freibäder im Bundesgebiet. Dem Werben
und Verhandeln Dr. Schlappers verdankt die Kurstadt nunmehr auch ein Hallenbad
.
Nur zum Teil gelöst ist bisher die Aufgabe des Schulhausbaus. Die 1946 benutzbaren
Häuser, zum Teil stark veraltet, waren berechnet für eine Stadt von etwa
25 000 Einwohnern. Mit dem raschen Anwachsen auf 40 000 konnte der Schulhausbau
wegen fehlender Finanzierung nicht Schritt halten. Immerhin wurde für den
Bezirk der Altstadt in einem Park an der Stefanienstraße ein Mädchen-Schulhaus
erstellt, das vorläufig auch die Realschule aufnehmen muß. Die Obere Breite erhielt
eine Pavillonschule.
Entgegen allen Berechnungen zeigten sich in der Weststadtschule, die erst kurz
vor dem ersten Weltkrieg unter Dach und Fach gebracht worden war, bedenkliche
Risse. Ein kostspieliges Stahlgerüst hätte eingezogen werden müssen. Man wählte
statt dessen einen Neubau. Damit mußte einstweilen anderen Schulbauplänen entsagt
werden. Die Gymnasien und die Höhere Handelsschule harren ebenso dringlicher
Erweiterungen.
Trotz des stark angefüllten Arbeitspensums findet Oberbürgermeister Dr. Schlapper
immer wieder Zeit, zu kommen, wohin man ihn ruft. Die Wohlfahrt aller
Kreise der Bürgerschaft ist ihm Herzenssache und er trifft das verstehende Wort
sowohl für den prominenten Kurgast wie für den bescheidensten Bürger. Es ist
ihm gegeben, sich in jeden Menschen hineinzudenken, jedem den Zuspruch zu
geben, der aufmuntert und tröstet. Dieses Verstehenkönnen gilt auch den Mitarbeitern
in der Stadtverwaltung. So konnte Bürgermeister Würz dankbar aner-
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